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Arzneimittel und Therapie
Neue Behandlungsstrategien gegen Prostatakarzinome
Das Prostatakarzinom ist eine maligne Tumorerkrankung, die vom Drüsengewebe der Vorsteherdrüse ausgeht. In Deutschland ist das Prostatakarzinom die häufigste diagnostizierte Krebserkrankung und nach Bronchialkarzinom und kolorektalem Karzinom dritthäufigste tödliche Krebserkrankung des Mannes. Die jährliche Mortalität liegt bei etwa 11.000 Fällen. Eine Behandlung mit Aussicht auf Heilung ist nur möglich, wenn das entartete Gewebe die Organgrenzen noch nicht überschritten hat und keine Metastasen vorliegen. Therapeutische Optionen sind eine radikale Prostatektomie (Operation mit kompletter Entfernung der Prostata), Strahlentherapie, Hormontherapie und in manchen Fällen die Chemotherapie. Eine Entscheidung zur Art der Behandlung ist schwierig und vom Einzelfall abhängig.
Monoklonaler IL-6-Antikörper Siltuximab
Bei der Entwicklung eines Prostatakarzinoms kommt den männlichen Sexualhormonen (Androgenen) eine Schlüsselrolle zu. Entartete Zellen in der Prostata benötigen zur Stimulation ihres ungebremsten Wachstums den Androgen-Rezeptor. Um diesen Androgen-Rezeptor in den Tumorzellen abzuschotten und somit das unkontrollierte Zellwachstum zu hemmen, werden seit den 1960er Jahren Hormone eingesetzt. Diese "Antiandrogen-Therapie" kann allerdings von den Krebszellen nach einiger Zeit umgangen werden. Sie wirkt nur begrenzt, da die entarteten Zellen in der Lage sind, durch das bei Entzündungsprozessen wichtige Zytokin Interleukin 6 (IL-6) den Androgen-Rezeptor dennoch zu aktivieren. Eine neue Therapiestrategie besteht daher darin, die Aktivität des IL-6 direkt auszuschalten. Damit erhofft man sich auch eine Abschaltung der Aktivierung des Androgen-Rezeptors. Der Interleukin-6-Antikörper Siltuximab (CNTO 328) des US-Unternehmens Centocor zeigt nach den ersten Resultaten einer klinischen Phase-I-Studie Erfolg versprechende Ergebnisse. Bei 20 Patienten im Durchschnittsalter von rund 62 Jahren konnte durch die intravenöse Gabe des neuen Antikörpers die Funktion des Botenstoffes Interleukin 6 vor der Prostatektomie herunterreguliert und die Apoptose so erhöht werden.
Die Autoren gehen davon aus, dass der monoklonale Antikörper Siltuximab grundsätzlich das Potenzial hat, Entzündungen zu hemmen und das Wachstum von Tumoren zu verhindern.
Quelle
Karkera, J.; et al.: The Anti-interleukin-6 Antibody Siltuximab Down-regulates Genes Implicated in Tumorigenesis in Prostate Cancer Patients from a Phase I Study. The Prostate 2011, Vorabpublikation DOI: 10.1002/pros.21362 vom 14. Februar 2011.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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