Gesundheitspolitik

Kassen wollen nicht nur Klagen hören

Wenig Zuspruch für ABDA-Forderung nach höherem Honorar

Berlin (ks). Der GKV-Spitzenverband hat wenig Verständnis für die Honorarforderungen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). "So lange die Apothekenvertreter die realen Einkommen der Apotheker nicht auf den Tisch legen, fällt es schwer, deren pauschale Klagen über angeblich zu geringe Einkommen ernst zu nehmen", erklärte der Sprecher des Verbandes, Florian Lanz.

Die Apotheken ächzen unter dem AMNOG und ihrer seit 2004 nicht angepassten Honorierung. 1,04 Euro mehr pro verordneter Arzneimittelpackung könnten die bestehenden Unterdeckungen ausgleichen, verkündete letzte Woche Dienstag die ABDA in einer Pressekonferenz (siehe DAZ 2012, Nr 13, S. 19). Die Kassen beglücken solche Forderungen nicht. Der GKV-Spitzenverband brachte dazu sein bekanntes Argument ins Spiel, es gebe zu viel Apotheken in Deutschland. "Gerade in den Großstädten gibt es an jeder zweiten Straßenecke eine Apotheke. Da ist es zu begrüßen, wenn das teure und für die Versorgung unnötige Überangebot langsam abgebaut wird", sagte Lanz. Zwar hatte sich ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf bemüht, klarzustellen, dass eine Reduzierung der Apotheken nicht zu weniger Verordnungen und damit auch nicht zu geringeren Systemkosten führe. Doch hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen. Lanz spricht für die Kassen: "Es darf nicht vergessen werden, dass der Großteil der Apothekeneinnahmen über die Krankenkassen und damit praktisch aus den Portemonnaies der Beitragszahler finanziert wird." Weiter erklärte der GKV-Sprecher, es müsse darauf geachtet werden, dass auf dem Land die gute Versorgungsstruktur mit Arzneimitteln erhalten bleibt. "Statt nur schlicht nach mehr Geld zu rufen, wünschten wir uns von der Apothekerlobby inhaltliche Vorschläge, was dafür zu tun ist", so Lanz.

Unverständig reagierte auch der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Jens Spahn. Die Union habe sich immer offen für berechtigte Forderungen der Apotheker gezeigt, sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Aber die ABDA muss angesichts der Fülle der Wünsche aufpassen, dass sie nicht zu viele Bälle in der Luft hat. Sonst liegen nachher alle am Boden, und das Gejammer ist groß." Spahns Kollege von der SPD, Karl Lauterbach, sagte: "Ich halte diese Forderung für nicht nachvollziehbar, um es höflich auszudrücken."



AZ 2012, Nr. 14, S. 8

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