Gesundheitspolitik

Taten statt Worte

Ein Anfang ist gemacht: Baden-Württemberg hat in der vergangenen Woche in zwei Städten einen Probelauf für mögliche Warnstreiks durchgeführt – mit Erfolg. Nahezu alle Apotheken hatten sich beteiligt. Die Medien interessierten sich für die Forderungen der Apotheker, über Flugblätter und den Dienst durch die Notdienstklappe kamen die Apothekerinnen und Apotheker mit den Kunden ins Gespräch. Warum sind diesem Beispiel nicht schon längst andere Bundesländer gefolgt? Der Aufwand ist verhältnismäßig gering, aber zeigt doch erste Wahrnehmungen in der Öffentlichkeit. Immerhin, am kommenden Mittwoch sollen ganztägige Warnstreiks in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und im Saarland stattfinden. Also, geht doch!

Ein wenig Hoffnung, zumindest auf ein Gespräch, zeigt sich in der Gesundheitspolitik. Noch in dieser Woche soll die ABDA bei Bundeswirtschaftsminister Rösler vorstellig werden dürfen. Endlich. Das Ergebnis dieses Gesprächs wird mitbestimmend dafür sein, ob sich eine außerordentliche Mitgliederversammlung der ABDA am 20. September für Protestaktionen wird durchringen können.

Bei dem Gespräch mit Rösler zur Honoraranpassung dürfte die nicht akzeptable Rechenmethode des Ministeriums im Mittelpunkt stehen, wie Fritz Becker, Chef des Deutschen Apothekerverbands durchblicken ließ: Es kann nicht sein, dass die Rohertragssteigerungen der letzten Jahre den Apotheken vorgehalten werden und zu einer niedrigeren Anpassungshöhe führen. Das Ministerium vergisst dabei den drastisch gestiegenen Aufwand in den Apotheken seit 2004 für die Abgabe eines Rx-Arzneimittels, allein schon aufgrund der Kassenvorgaben (Auswahl preisgünstiger Arzneimittel, Rabattverträge, BtM-Rezepte, EDV-Anforderungen). Rechnet man den zeitlichen Aufwand in Cent und Euro um, lässt sich eine Erhöhung von mehr als einem Euro rechtfertigen. Die immensen Leistungen der Apotheken haben dazu beigetragen, dass die Krankenkassen Milliarden einsparen konnten, die zum Guthaben von über 22 Milliarden mit beigetragen haben.

Nicht nur die Krankenkassen fordern mehr Leistungen, auch der Staat durch die Verschärfung der Apothekenbetriebsordnung. Hier beweist Brandenburgs Kammerpräsident Dobbert Mut. Er ließ sein Ministerium wissen, dass es schwerer werde, angesichts der angespannten finanziellen Lage vieler Apotheken, die Vorschriften der Apothekenbetriebsordnung durchzusetzen. Das brachte ihm sogar eine Warnung des Ministeriums ein. Nun sind auch die Brandenburger Apotheken zu Warnstreiks bereit.


Peter Ditzel



AZ 2012, Nr. 37, S. 1

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