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Management
Auf der Suche nach dem idealen Mitarbeiter
"Passen wir zusammen?", "Stimmt die Chemie zwischen Bewerber, Team und Apotheker?", "Trägt der Kandidat mit seinen Fähigkeiten dazu bei, die Apothekenziele zu erreichen?" Dies herauszufinden, ist wohl das Hauptziel des Einstellungsgesprächs.
Vorbereitetes Fragengerüst verleiht Sicherheit
Viele Apotheker gehen ins Einstellungsgespräch, ohne sich vorzubereiten oder sich vorab Fragen zu überlegen. Im losen-lockeren Gespräch mit dem Bewerber versuchen sie festzustellen, mit welchem Menschen sie es zu tun haben. Andere wiederum folgen einem exakt definierten Fragenkatalog und weichen von diesem Schema nicht ab.
Beide Vorgehensweisen haben ihre Vor- und Nachteile. Bei der unstrukturierten Gesprächsführung öffnet sich der Kandidat aufgrund des angenehmeren Gesprächsklimas eher – die Einschätzung seines Charakters fällt dem Apotheker leichter. Allerdings ist es bei mehreren Kandidaten schwieriger, die Kompetenzmerkmale der unterschiedlichen Bewerber miteinander zu vergleichen.
Die stringent-strukturierte Gesprächsführung mag eben diese Vergleichbarkeit gestatten. Dafür jedoch ähnelt das Gespräch mit den Bewerbern einem Verhör – und darum könnte ein Bewerber verschreckt reagieren. Die Einschätzung seiner Persönlichkeit fällt schwerer.
Empfehlenswert ist der goldene Mittelweg: Der Apotheker bereitet Fragen vor, die ihm als Gerüst dienen, das ihm überdies Sicherheit gibt. Der Fragenkatalog ist dabei so durchlässig und flexibel strukturiert, dass er jederzeit Seitenwege einschlagen kann. Wenn der Apotheker bei einem bestimmten Themenkomplex feststellt, dass ein Gespräch dazu zu wertvollen Einsichten bezüglich der Kompetenzen und des Charakters des Bewerbers führt, verfolgt er diesen Weg weiter.
Nicht nur an der Oberfläche kratzen
Welche konkreten Fragen der Apotheker stellt, ist auch von seinen Erwartungen und Zielen abhängig. In der Regel wird er sich einen Gesamteindruck verschaffen wollen und darum mit einem Potpourri verschiedener Fragen arbeiten. Die Einordnung der fachlich-pharmazeutischen Kenntnisse und Fähigkeiten wird dem Apotheker wahrscheinlich am leichtesten fallen. Denn darüber geben die schriftlichen Unterlagen des Bewerbers und seine Informationen zu Ausbildung, Weiterbildungen und zu den bisherigen beruflichen Stationen Auskunft. Auch die obligatorischen Fragen zu den Rahmenbedingungen des Arbeitsverhältnisses liegen auf der Hand, etwa: "Wann können Sie bei uns in der Apotheke anfangen?"
Wie jedoch ist es um die Persönlichkeit des Bewerbers bestellt? Welche Schwächen hat er, welche Stärken? Wie sieht es mit seiner sozialen Kompetenz aus, wie mit seiner methodischen Kompetenz, wie mit seiner Kompetenz, mit anderen Menschen konstruktiv im Team zusammenzuarbeiten? Apotheker, die mit Fragen wie "Was sind Ihre Stärken?" nicht nur an der Oberfläche kratzen wollen, sondern eine fundierte Einschätzung des Kompetenzprofils anstreben, sollten sich bei der Gesprächsvorbereitung Fragen überlegen, die in die Tiefe führen.
Konkrete Fragen stellen
Entscheidend ist, möglichst konkrete Fragen zu stellen, die den Bewerber zwingen, ins Detail zu gehen. Während die Frage nach den Stärken zu einer beliebigen Aufzählung führen kann, ist die in eine Aufforderung gekleidete Frage: "Erklären Sie mir doch bitte einmal, warum wir gerade Sie einstellen sollten", eher geeignet, den Bewerber zu authentischen Antworten zu verleiten.
Ähnliches gilt für die Schwächen des Bewerbers. Der Apotheker stellt hier die Fragen: "Gibt es Bereiche, in denen Sie Steigerungsbedarf sehen? Wo können Sie sich noch verbessern, in welchen Bereichen wollen Sie sich verändern und an sich arbeiten?" Die Kunst im Einstellungsgespräch besteht darin, auch für den Bewerber unangenehme Themen konstruktiv anzusprechen und Fragen derart zu formulieren, dass dieser sich animiert fühlt, Stellung zu beziehen. Die Frage nach möglichen Veränderungspotenzialen fördert eher aussagekräftige Antworten zutage als die nach den Schwächen.
Mit Beispielen arbeiten
Der Apotheker erhält ausführlichere Kandidatenäußerungen, wenn er mit Beispielen arbeitet. Nehmen wir an, er möchte herausfinden, was den Bewerber antreibt, welche Motivation er hat, die Stelle bei ihm anzutreten. Nun könnte er fragen, was den Bewerber motiviert, welche Werte für ihn von Bedeutung sind, womit er sich identifiziert. Profundere Antworten erhält der Apotheker aber, wenn er die Fragen mit typischen Situationen verknüpft, die in der Apotheke auftreten: "Angenommen, kurz vor Schließung der Apotheke betritt ein Kunde die Apotheke und beschwert sich über eine falsche Medikamentenlieferung. Sie selbst sind nicht dafür verantwortlich. Sie wollen aber auch noch einen wichtigen privaten Termin wahrnehmen. Wie reagieren Sie?"
Solche mit einem Beispiel verknüpfte Fragen führen meistens zu differenzierten Bewerberantworten, die eine Einschätzung etwa der Arbeitseinstellung des Kandidaten erlauben.
Auf der anderen Seite ist es richtig, wenn der Apotheker immer wieder Belege für Bewerberantworten einfordert. Wenn der Kandidat äußert, er könne gut mit Stress umgehen, hakt er nach: "Geben Sie mir ein Beispiel dazu. Wie verhalten Sie sich an Ihrem bisherigen Arbeitsplatz, wenn Sie vom Chef heftig kritisiert werden?" Der Apotheker sollte sich nie mit Standardantworten zufrieden geben, sondern stets nachfragen und so versuchen, Details in Erfahrung zu bringen.
Weitere wichtige Fragekomplexe berücksichtigen
Konkrete Fragen stellen, mit Beispielen arbeiten, den Bewerber auffordern, seine Antworten mit Beispielen zu untermauern: Apotheker, die im Einstellungsgespräch diese Prinzipien beachten, sind in der Lage, die Denk- und Handlungsweise und die Persönlichkeit des Bewerbers gut einzuschätzen. Dazu tragen auch die folgenden Fragen bei:
"Warum möchten Sie ausgerechnet in unserer Apotheke arbeiten?" Der Apotheker erhält Aufschluss über die Motivationsstruktur des Bewerbers.
"Welche beruflichen Ziele verfolgen Sie?" So entsteht ein Gespräch darüber, was den Bewerber antreibt.
"Welche Weiterbildungsmaßnahmen wünschen Sie?" Die Antwort erlaubt eine Einschätzung des Engagements des Bewerbers.
"Welche Rolle nehmen Sie im Team gerne ein?" Der Apotheker kann die Teamfähigkeit einschätzen.
Die Frage "Wo sehen Sie sich beruflich in fünf Jahren?" lässt die Zielorientierung des Bewerbers erkennen.
"Glauben Sie wirklich, dass Sie für diese Stelle geeignet sind?" – die Antwort gibt Auskunft über das Stressverhalten.
"Wofür sind Sie auf Ihrer früheren Arbeitsstelle kritisiert worden und wie haben Sie reagiert?" Hier geht es um den Umgang mit Kritik.
"Wie beurteilen Sie Ihre derzeitige Arbeitsstelle und Ihren Chef?" – der Apotheker erfährt etwas über die Loyalität des Bewerbers.
Fazit
Entscheidend im Einstellungsgespräch ist, dass der Apotheker verhaltensrelevante Fragen stellt, die sich an typischen Situationen, die sich in einer Apotheke tagtäglich ereignen, orientieren. So findet er heraus, wie sich der Bewerber in diesen konkreten Situationen verhalten würde.
Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater
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