Gesundheitspolitik

AVWL: "Ausschreibungs-Exzesse" unterbinden

DAK verweigert Sofortversorgung bei Inhalationsgeräten

Münster (diz). Zum 1. September führte die DAK die Regelung ein, dass Inhalationsgeräte bundesweit nur von einem Lieferanten ausgeliefert werden und nicht mehr über Apotheken oder Sanitätshäuser bezogen werden können. "Die Krankenkassen-Ausschreibung nimmt Atemprobleme von Kleinkindern in Kauf", kommentiert der Apothekerverband Westfalen-Lippe diese Vorgehensweise.

"Das ist der skandalöse Versuch einer gesetzlichen Krankenkasse, Kosten um jeden Preis zu drücken, selbst wenn es um Atembeschwerden von Kleinkindern geht." Mit diesen Worten hat der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) die Ausschreibung der "DAK Gesundheit" über die Versorgung mit Inhalationsgeräten ab dem 1. September kommentiert. Bisher hätten die Versicherten der Krankenkasse die benötigten Geräte jederzeit sofort in der Apotheke oder dem Sanitätshaus mit fachkundiger Beratung am Ort beziehen können. Nun sei ein einziger Lieferant mit der bundesweiten Versorgung beauftragt. Dadurch könnten beispielsweise Säuglinge mit akuten Atembeschwerden frühestens einen Tag später versorgt werden als allgemein üblich.

Die Rechtfertigung der "DAK Gesundheit" gegenüber ihren Versicherten findet der AVWL zynisch: Die Inhalationstherapie diene laut Krankenkasse nur als zusätzliche Maßnahme zur ärztlichen Behandlung und medikamentösen Therapie. Es bestehe keine lebensbedrohliche Situation. Man habe sich rückversichert, dass eine "Versorgung am Folgetag vertretbar und ausreichend" sei. In einer akuten Notfallsituation hätte der Arzt sofort andere medizinische Notfallmaßnahmen eingeleitet, so zitiert der AVWL die "DAK Gesundheit".

AVWL-Vorsitzender Dr. Klaus Michels: "Eine solche Argumentation ist uns noch nicht begegnet, diese Erklärung bedeutet nichts anderes, als das Leiden eines Kindes unter Atembeschwerden für einen Tag oder sogar ein ganzes Wochenende unter Kostenaspekten für vertretbar zu halten."

Michels und AVWL-Geschäftsführer Dr. Sebastian Schwintek fordern jetzt von der Politik Maßnahmen, um solche Ausschreibungsexzesse der Krankenkassen auf Kosten der Gesundheit ihrer Mitglieder zu unterbinden. Sie haben sich dazu bereits an die gesundheitspolitischen Sprecher der Fraktionen im Deutschen Bundestag gewandt.



AZ 2012, Nr. 38, S. 8

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