Prisma

Süchte schlummern in den Genen

Einer aktuellen Adoptionsstudie zufolge, haben Kinder, deren leibliche Eltern drogensüchtig sind, ein doppelt so hohes Risiko dafür, selbst drogensüchtig zu werden.

Eine familiäre "Häufung" von Alkohol- und Drogenmissbrauch ist bereits seit Jahren bekannt. Neu ist die Trennung von Genen und Umfeld in diesem Zusammenhang. Ein Team um Kenneth Kendler wertete die Daten von 18.115 Adoptionen aus. 70 Prozent der heute durchschnittlich 46 Jahre alten Kinder wurden vor ihrem fünften Lebensjahr adoptiert. 4,5 Prozent von ihnen entwickelten im Lauf ihres Lebens ein Drogenproblem, wenn auch ihre leiblichen Eltern Drogen konsumierten. Im direkten Vergleich zeigten die gleichen Geburtsjahrgänge ein Risiko von nur 2,5 Prozent. Vollgeschwister von adoptierten Drogensüchtigen besitzen ein fast ebenso hohes Risiko, während Halbgeschwister ein nur noch fast 1,5-faches Risiko haben. Genetische Faktoren spielen somit für die Drogensucht eindeutig eine Rolle. Die Studie belegt aber auch, dass das Umfeld einen wichtigen Aspekt darstellt. So förderten Trennung oder Tod der Adoptiveltern ebenso wie Alkoholprobleme, schwere Krankheit oder ein kriminelles Verhalten den negativen Einfluss.


sk


Quelle: Kendler, K.S. et al.: Arch. Gen. Psychiatry Online-Vorabpublikation,
DOI: 10.1001/archgenpsychiarty.2011.2112



DAZ 2012, Nr. 11, S. 6

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