Arzneimittel und Therapie

Indometacin kann Pankreatitis verhindern

Hilfe bei akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung

Dass nicht-steroidale Antirheumatika das Auftreten einer Post-ERCP-Pankreatitis verhindern können, wurde in der Vergangenheit schon am Beispiel Diclofenac gezeigt. Jetzt belegt eine Studie, dass auch die einmalige rektale Applikation von Indometacin einer Pankreatitis vorbeugen kann.
Die prophylaktische Gabe eines Indometacinzäpfchens kann eine einfache und kostengünstige Maßnahme sein, eine Post-ERCP-Pankreatitis zu verhindern. Foto: Klosterfrau

Als Post-ERCP-Pankreatitis wird eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse in Folge einer endoskopischen retrograden Röntgendarstellung der Gallenwege und der Pankreasgänge (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie, ERCP) bezeichnet. Mit dieser Technik sollen krankhafte Veränderungen der Gallengänge, der Gallenblase und des Pankreasgangs festgestellt werden. Dabei wird mit einem Endoskop die gemeinsame Mündung von Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang anvisiert, um dort mit einem Kontrastmittel das Gallengang- und Bauchspeicheldrüsengangssystem darzustellen. An der Mündungsstelle der Papilla Vateri kann der Eingriff durch Aufstauen oder durch das verabreichte Kontrastmittel in ca. 6 bis 10% der Fälle die Bauchspeicheldrüse und die Gallengänge reizen und zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) oder des Gallengangs führen. Neben einer erhöhten Morbidität bis hin zu Todesfällen sind erhöhte Kosten für das Gesundheitswesen die Folge: Es wird geschätzt, dass die Post-ERCP-Pankreatitis in den USA jährlich etwa 300.000 Hospitalisierungen mit Kosten von etwa 150 Millionen US-Dollar verursacht. Dass mit einem nicht-steroidalen Antirheumatikum diese Komplikation reduziert werden kann, berichteten schon 2003 Autoren aus Schottland. Sie beobachteten in einer prospektiven Studie an 220 Patienten, von denen die Hälfte vor einer ERCP 100 mg Diclofenac als Suppositorium erhielten, dass 24 Patienten eine Post-ERCP-Pankreatitis entwickelten: 17 nach einer Placebomedikation und nur sieben unter Diclofenac.


Indometacin


Indometacin ist ein nicht-steroidales Antiphlogistikum/Analgetikum, das sich über die Prostaglandinsynthesehemmung in den üblichen tierexperimentellen Entzündungsmodellen als wirksam erwies. Beim Menschen reduziert Indometacin entzündlich bedingte Schmerzen, Schwellungen und Fieber. Ferner hemmt es die ADP-induzierte Plättchenaggregation. Zwar sind bei oraler und rektaler Anwendung unerwünschte Arzneimittelwirkungen beschrieben, diese sind aber überwiegend dosisabhängig und interindividuell unterschiedlich. Das betrifft insbesondere das Risiko für das Auftreten von Magen-Darm-Blutungen (Gastritiden, Erosionen, Ulcera), das abhängig vom Dosisbereich und der Anwendungsdauer ist. Bei der rektalen Applikation kann es zu lokalen Reizerscheinungen am After, blutigen Schleimabsonderungen oder schmerzhafter Defäkation kommen.


In einer großen randomisierten klinischen Studie sollte nun der Einsatz von Indometacin zur Prophylaxe einer Post-ERCP-Pankreatitis untersucht werden. Um die nötige statistische Power zu erreichen, war ursprünglich geplant, 948 Patienten in zwei Gruppen (Indometacin vs. Placebo) zu randomisieren. Nach einer Interimsanalyse wurde jedoch die Studie nach dem Einschluss von 602 Patienten vorzeitig abgebrochen, da in der Gruppe mit den 295 Patienten, die rektal 100 mg Indometacin erhielten, 27 (9%) eine Post-ERCP-Pankreatitis entwickelten, während bei den 307 Patienten, die Placebosuppositorien erhielten, bei 52 (17%) eine Post-ERCP-Pankreatitis auftrat. Die Number needed to treat zur Vermeidung einer Post-ERCP-Pankreatitis beträgt nur 13.

Auch wenn Indometacin nicht unumstritten ist, die Risiken einer einmaligen rektalen Applikation werden als gering eingeschätzt. In Bezug auf die Folgen einer Pankreatitis für den Patienten und hinsichtlich der Kosten bewerten die Autoren die Intervention mit Indometacin als einfache und kostengünstige Möglichkeit, das Auftreten einer Pankreatitis signifikant zu senken.


Quelle

Elmunzer, B.j.; et al.: A Randomized Trial of Rectal Indomethacin to Prevent Post-ERCP Pancreatitis. N Engl J Med (2012) 366:1414 – 1422.

Murray B.; et al.: Diclofenac reduces the incidence of acute pancreatitis after ERCP. Gastroenterology 2003; 124: 1786 – 1791.

ck



DAZ 2012, Nr. 16, S. 38

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.