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Kluft zwischen jüngeren und älteren Angestellten wächst

Jugendstudie zeigt Defizite des Arbeitsmarkts

Von einem sicheren, gut bezahlten Arbeitsplatz können junge Angestellte oft nur träumen. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie zur Beschäftigungssituation. Hier sind Firmen und Arbeitgeberverbände gleichermaßen in der Pflicht: durch existenzsichernde Tarifabschlüsse und faire Anstellungsverhältnisse.
Fotos: Fotolia/Montage: ADEXA

Deutschlands Wirtschaft geht es wieder besser, die Arbeitslosenzahlen sind auf niedrigem Niveau. Von der konjunkturellen Erholung profitieren jedoch nicht alle: Trotz des Aufschwungs sehen die Perspektiven für jüngere Arbeitnehmer momentan nicht gerade glänzend aus, so das Ergebnis einer Studie.


Schlechte Chancen für junge Kollegen

Bereits zum dritten Mal hat der Markt- und Meinungsforscher TNS Infratest Angestellte zu ihren Einstellungen, Sorgen und Erwartungen befragt. In die Studie flossen Daten von über 1000 Erwerbstätigen unter 35 Jahren und rund 800 älteren Angestellten mit ein.

Der Anteil jüngerer Arbeitnehmer in unsicheren Arbeitsverhältnissen stieg von 28% im Jahr 2009 auf nunmehr 32% an. Dazu zählten die Statistiker befristete Verträge, Tätigkeiten bei Zeitarbeitsfirmen, aber auch Ein-Euro-Jobs.

Im gleichen Zeitraum mussten sich immer weniger Kolleginnen und Kollegen über 35 Jahren mit sogenannten prekären Arbeitsverhältnissen arrangieren – hier sank die Zahl von 16 auf 11%.

Traumjob oder Albtraum

Probleme gibt es für viele Jugendliche schon zu Beginn des Arbeitslebens: Jeder Dritte bekam keinen Ausbildungsplatz in seinem angestrebten Tätigkeitsfeld – und jeder Vierte hatte Schwierigkeiten, überhaupt eine Lehrstelle oder einen Studienplatz zu ergattern. Daher nehmen viele Jugendliche einen Job mit geringem Qualifikationsniveau an. Das hat Folgen: 55% der unter 35-Jährigen bekommen monatlich weniger als 2000 Euro brutto. Bei den Befragten über 35 waren es lediglich 47%. Jeder vierte junge Beschäftigte hat deshalb einen Nebenjob – oder sogar mehrere. Stress, Brüche in der Erwerbsbiographie, Angst vor Arbeitslosigkeit oder der Verlust eines Arbeitsplatzes führen zu großer Unzufriedenheit. In beiden Altersgruppen empfinden 90% eine unsichere Arbeitsplatzsituation als psychische Belastung. Über 80% sind der Meinung, Familiengründung und Lebensplanung würden dadurch erschwert.

Fehlende Verantwortung

"Während eine feste vertragliche, aber auch emotionale Bindung zwischen Arbeitgebern und Angestellten früher üblich war, sind befristete Arbeitsverhältnisse und der damit verbundene häufige Wechsel des Arbeitsplatzes zur Normalität geworden", kommentiert Tanja Kratt, Zweite Vorsitzende von ADEXA, die Zahlen. Firmen schaden durch diese Strategie sowohl ihren Mitarbeitern als auch sich selbst: Fachkräftemangel auf der einen Seite und prekäre Arbeitsverhältnisse auf der anderen Seite – das passt einfach nicht zusammen. Kratt: "Trotz der niedrigen Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich zu anderen EU-Staaten sind die Zukunftsperspektiven für Jüngere auf dem Arbeitsmarkt alles andere als rosig." Die Zweite Vorsitzende sieht hier vor allem Arbeitgeber und deren Vertreter in der Pflicht, etwa in Sachsen: Seit Jahren existiert im Bereich öffentlicher Apotheken kein Tarifvertrag, um existenzsichernde Mindeststandards zu gewährleisten – für Angestellte aller Altersgruppen. Kratt: "Deshalb fordert ADEXA den Sächsischen Arbeitgeberverband auf, die Außenseiterrolle aus eigenem Interesse aufzugeben und an den Verhandlungstisch zurückzukehren."


Quelle: IG Metall-Jugendstudie: http://bit.ly/N4NXfa


Michael van den Heuvel



DAZ 2012, Nr. 29, S. 72

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