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Aus Kammern und Verbänden
Phytotherapeutika im Alter
Wie Prof. Karen Nieber (Leipzig), die wissenschaftliche Leiterin des Symposiums, darlegte, führen die veränderte Pharmakodynamik und ‑kinetik sowie die Multimedikation bei älteren Patienten häufig zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Zwar gibt es als Orientierungshilfe die Priscus-Liste, in ihr fehlen aber die Phytopharmaka. Weil Phytopharmaka mehrere Inhaltsstoffe haben und nach dem Multi-Target-Prinzip wirken, sind sie laut Nieber besonders bei Erkrankungen mit komplexer Pathophysiologie gut geeignet. Sie können deshalb chemisch definierte Arzneimittel sinnvoll ergänzen oder in einigen Fällen ersetzen.
Im Hauptteil des Symposiums stellte die Ärztin Dr. Anke Görgner (Leipzig) drei Fälle von älteren Patienten vor, deren Medikation teilweise auf Phytopharmaka umgestellt wurde. Die Apotheker Dr. Ernst Pallenbach (Villingen-Schwenningen) und Dr. Sebastian Michael (Waldheim) erläuterten die Wirkungen der jeweiligen Phytopharmaka.
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Sturzrisiko vermindern
Eine Patientin, die u. a. an Parkinson, schmerzhafter Osteoporose, Adipositas, Bluthochdruck, Schlafstörungen und Depression litt, hatte regelmäßig 14 Medikamente einzunehmen, darunter Lorazepam und Citalopram. Diese beiden Medikamente wurden abgesetzt, weil von ihnen ein großes Sturzrisiko ausgeht. Stattdessen erhielt die Patientin einen Johanniskrautextrakt als Dauermedikation gegen die Depression und einen Lavendelölextrakt zunächst über 14 Tage, dann bedarfsweise zur Therapie der Schlafstörungen. Sie hat die Umstellung der Therapie gut vertragen.
Magen-Darm-Probleme
Ein Mann, dem die Gallenblase entfernt worden war, litt unter heftiger Ischialgie und klagte infolge der Schmerzmedikation über Sodbrennen, Völlegefühl und Magenschmerzen. Nachdem er Protonenpumpenhemmer nicht vertragen hatte, besserte die Einnahme von Iberogast® die gastrointestinalen Störungen deutlich. Zugleich konnte die Schmerzmitteldosis erheblich reduziert werden.
Alternativen für Antibiotika
Eine Frau litt unter häufigen Erkältungskrankheiten (sinubronchiales Syndrom) und nahm dagegen Antibiotika, die nicht optimal wirkten und außerdem zu Nebenwirkungen führten. Hier boten sich pflanzliche Wirkstoffe als Alternative an: Saponine lösen den zur Sekretolyse führenden gastropulmonalen mukokinetischen Reflexbogen aus, Flavonoide wirken entzündungshemmend, ätherische Öle wirken antiviral, Polysaccharide stimulieren das Immunsystem, und Schleimstoffe lindern den Hustenreiz. Entsprechende Phytopharmaka stehen reichlich zur Verfügung.
Abschließend schlug Nieber vor, rationale Phytopharmaka in die Priscus-Liste aufzunehmen.
Prof. Dr. Karen Nieber, Leipzig
Die Veranstaltung wird aufgrund der sehr positiven Resonanz am 13. Oktober in Wiesbaden wiederholt.
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