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Hoch auf dem weiß-roten Wagen

Nächstes Jahr werde ich rollende Apothekerin und fahre mit einem weiß-roten Apo-Mobil durch die deutsche Provinz. Das macht mir die CDU möglich – als Ersatz für den Arbeitsplatz, den ich durch die Schließung unserer kleinen Apotheke am Stadtrand von H. verloren habe. Was ich allerdings noch nicht weiß: Brauche ich dafür einen extra Führerschein? Wie viel Fortbildungspunkte gibt es für die nötigen Seminare im Vorfeld (Reifenwechsel im Kittel, Auf- und Abbau des Wetterschutzes für wartende Kunden, vertrauliche Kommunikation auf engstem Raum …)? Bei manchen Fragen wie der drohenden Reiseübelkeit der mitreisenden PTA bin ich ja glücklicherweise ohnehin die Expertin.

Weitere Fragen, die mir Herr Spahn und Co. hoffentlich noch beantworten: Kann ich mich vier Wochen pro Jahr von einer reiselustigen Pharmazieingenieurin vertreten lassen? Wäre es nicht schlau, gleich noch einen Arzt mit an Bord zu haben? Dann können wir zusätzlich auch dem Ärztemangel auf dem Lande begegnen.

Und wie viel Cent pro verfahrenem Liter Diesel bekomme ich von den Kassen erstattet? Wäre es da nicht doch vielleicht besser, statt Bus eine Fahrradrikscha vorzusehen, denn Apotheker machen doch immer gern alle Arbeit unentgeltlich. Oder eine solargetriebene Straßenbahn – das würde den Umweltminister und die Kanzlerin glücklich machen.

Wer im Apo-Mobil die Rezepturen machen wird, ist auch noch ungeklärt. So wie andere Unternehmen die Arbeiten an ihre Kunden abwälzen, können wir es vielleicht auch machen: Ein kleines Do-it-yourself-Paket mit einer Anleitung – und natürlich den Bogen zur Dokumentation nicht vergessen, den der Patient dann nach dem Ausfüllen an seine Kasse schickt.

Eins ist in jedem Fall gut an diesem Plan: Wenn wir künftig unserem Gesundheits- und/oder Wirtschaftsminister in Berlin einen freundlich-demonstrativen Besuch abstatten wollten, bräuchten wir uns um Fahrzeuge für die Anreise nicht weiter zu bemühen.


Adexa A., angestellte Apothekerin
(gekündigt wegen Apothekenschließung zum 31. 12. 2012)



DAZ 2012, Nr. 36, S. 104

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