Prisma

Blutgefäße brauchen Belastung

Astronauten haben nach ihrer Rückkehr auf die Erde häufig mit einer orthostatischen Hypotonie zu kämpfen. US-amerikanische Wissenschaftler haben nun einen Grund hierfür entdeckt – und geben damit einen Hinweis, der auch bei Senioren genutzt werden könnte.

Schwerelosigkeit ist sicher eine einzigartige Erfahrung. Der Mensch ist allerdings nicht dafür geschaffen. Nach der Rückkehr auf die Erde haben Astronauten daher mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.Foto: Lasse Kristensen – Fotolia.com

Bei einer orthostatischen Hypotonie kommt es zu Schwindel oder sogar einer Ohnmacht, wenn man versucht, rasch aufzustehen. Dieses Phänomen kennen viele Menschen, bei Astronauten ist es jedoch besonders ausgeprägt. Wissenschaftler um Michael Delp untersuchten das Absacken des Blutdrucks daher bei Mäusen, die auf verschiedenen Spaceshuttle-Missionen mitgeflogen waren, genauer. Sie stellten fest, dass die Tiere – die wie Menschen nach der Rückkehr auf die Erde unter orthostatischer Hypotonie litten – in den ersten Tagen nach der Landung des Spaceshuttle in den Zellen ihrer Blutgefäße geringere Mengen des Protein Ryanodin-Rezeptor-3 bildeten. Dieses Protein ist für die Kontraktion von Muskelzellen wichtig, stellt in der Schwerelosigkeit des Alls, wo das Blut nicht entgegen der Schwerkraft transportiert werden muss, jedoch offenbar vorübergehend seine Tätigkeit ein. Ausgehend von dieser Erkenntnis hoffen die Studienautoren einen Weg zu finden, um dem Problem der orthostatischen Hypotonie bei Astronauten künftig begegnen zu können. Damit böte sich dann unter Umständen auch ein Hilfsansatz für Senioren, bei denen das plötzliche Absacken des Blutdrucks aufgrund der geringeren Gefäßflexibilität ebenfalls ein häufigeres Problem ist und zu einem erhöhten Sturzrisiko beiträgt.


ral


Quelle: Behnke, B. J. et al.: FASEB Journal, Online-Vorabpublikation, DOI 10.1096/fj.12-218503 fj.12-218503



DAZ 2012, Nr. 45, S. 8

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