Wirtschaft

Nach Führungswechsel: Celesio will am Kurs festhalten

Markus Pinger gefeuert – Haniel sucht Nachfolger

(lk). Nach dem fristlosen Rauswurf von Celesio-Chef Markus Pinger soll sich am Unternehmenskurs des Stuttgarter Pharmahändler zunächst nichts ändern. In einer Telefonkonferenz mit Analysten versicherte die kommissarische Vorstandschefin Marion Helmes, man werde die eingeschlagene Strategie unverändert fortsetzen: "No change at all."

Stelle frei – Finanzvorständin Marion Helmes übernahm vorläufig die Sprecherfunktion des Vorstands der Celesio AG.
Foto: Celesio

In dem Gespräch zeigte Helmer Verständnis für die aufgrund der vielen Schlagzeilen der letzten Wochen und der plötzlichen Entlassung von Pinger entstandenen Irritationen. Es habe zu viele "Störgeräusche" zu verschiedenen Themen gegeben, so Helmes. Die Trennung sei erfolgt wegen unterschiedlicher Meinungen zur Geschäftsführung des Unternehmens. Die Meinungsverschiedenheiten bezögen sich ausschließlich auf Fragen des Management-Stils.

Helmes: "Ich habe zusammen mit Markus, dem Vorstand und dem gesamten Team Celesio den eingeschlagenen Weg der Neuausrichtung des Konzerns mit viel Leidenschaft und Enthusiasmus vorangetrieben. Die strategische Ausrichtung wird mit unserem Aufsichtsrat abgestimmt. Der Aufsichtsrat freut sich auf die Zusammenarbeit mit mir in meinen erweiterten Verantwortlichkeiten. Mit dem gleichen Maß an Leidenschaft und Begeisterung werden das Management-Team und ich den eingeschlagenen strategischen Weg fortsetzen. Keine Änderung!"

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" spekuliert bereits über die Nachfolge Pingers. Die Suche habe bei Haniel bereits im eigenen Konzernverbund begonnen. Laut FAZ sind Felix A. Zimmermann, der Vorstandschef der Haniel Mehrheitsbeteiligung Takkt AG und Maximilian Teichert vom Hygiene- und Berufsbekleidungsspezialisten CWS Boco im Gespräch. Zimmermann war von 2004 bis 2008 bereits als Finanzvorstand bei Celesio tätig. In der Branche halten sich seit Wochen Gerüchte, dass nicht nur Pingers eigenmächtige Versuche, einen Kooperationspartner oder Investor für Celesio zu finden, für den Rauswurf ausschlagend waren. Angeblich soll die Großhandelstochter Gehe aufgrund der intensiven Rabattschlacht den fest eingeplanten Ergebnisbeitrag nicht erbringen können. Analysten rechnen daher damit, dass Celesio seine Prognose für das Jahresergebnis nach unten korrigieren muss.

Der Stuttgarter Pharmahändler Celesio hatte am Mittwoch überraschend mitgeteilt, dass nach nur knapp zweijähriger Amtszeit Vorstandschef Markus Pinger (50) von seinem Posten abberufen worden ist. Das teilte das Unternehmen nach der Sitzung des Celesio-Aufsichtsrates mit. Die Trennung erfolgte mit sofortiger Wirkung. Als Grund wurden unterschiedliche Auffassungen zur Führung des Unternehmens angegeben. Nach dem Rauswurf von Pinger sackte der Celesio-Aktienkurs deutlich ab.

Dr. Marion Helmes (47) übernahm bis auf weiteres neben ihrer Funktion als Finanzvorständin auch die Sprecherfunktion des Vorstands der Celesio AG. "Der Celesio Aufsichtsrat dankt Markus Pinger für seine im Vorstand geleistete Arbeit", so Celesio-Aufsichtsratsvorsitzender Stephan Gemkow. "Frau Dr. Helmes hat den eingeschlagenen Weg des Konzernumbaus entscheidend mitgestaltet. Der Aufsichtsrat freut sich auf die Zusammenarbeit mit Frau Dr. Helmes in erweiterter Funktion", so Gemkow weiter.

Zuletzt war Celesio wiederholt wegen Übernahme- und Kooperationsgerüchten in die Schlagzeilen geraten. Für Aufsehen sorgten vor einem Jahr auch Berichte über Pingers unkonventionellen Führungsstil. Als Nachfolger von Fritz Oesterle hatte Pinger als ehemaliger Beiersdorf-Manager das Ruder bei Celesio herumgerissen und den Konzern wieder auf die Großhandelsaktivitäten ausgerichtet.

Während Pingers Amtszeit trennte sich Celesio von der Versandapotheke DocMorris sowie von Movianto und Pharmexx. Zuletzt trennte sich Mehrheitsaktionär Haniel von einem Teil seines Celesio-Aktienpakets. Haniel verkaufte 7,9 Millionen Aktien und reduzierte seinen Celesio-Anteil von 54,64 Prozent auf 50,01 Prozent. Das nährte Gerüchte über einen kompletten Verkauf, die aber von Haniel entschieden zurückgewiesen wurden.

Die plötzliche Trennung von Pinger deutet auf erhebliche Spannungen im Management hin. Das "Manager Magazin" hatte über einen "Machtkampf in Stuttgart" berichtet. Danach soll Pinger auf eigene Faust mit CVS/Caremark verhandelt haben, um seinen Job zu retten. Das Vertrauensverhältnis zum Mehrheitsaktionär Haniel war dadurch offensichtlich nachhaltig gestört.

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