Gesundheitspolitik

Kontraproduktiv

Dr. Benjamin Wessinger Chefredakteur der AZ

Sie ist schleppend angelaufen, die ABDA-Kampagne „Gesundheit wählen“, aber so langsam kommt sie in Fahrt. Immer mehr Bundestagskandidaten stellen sich den Fragen, die die örtlichen Apotheker teilweise noch ergänzt haben.

Die Antworten sind teilweise enttäuschend vorhersehbar – und manchmal kurios.

Die Statements von Biggi Bender etwa geben die offiziellen Standpunkte der Grünen fast wörtlich wieder – kaum verwunderlich, sind diese doch maßgeblich von ihr geprägt worden. Bei den Antworten des CDU-Gesundheitspolitikers Jens Spahn ist das Spannendste, dass er den „Apothekenbus“ – Pardon, die „mobilen Lösungen“ – unerwähnt lässt.

Eher in das Kapitel kuriose Antworten gehört der Vorschlag einer CDU-Kandidatin, zur Sicherung der Versorgung in entlegenen Orten „Arzneimittel-Depots“ einzurichten. In der Zwischenzeit wurde diese Antwort auf der Website der Kampagne zwar geändert, das Beispiel zeigt aber das Dilemma des Konzepts: Kandidaten, die sich bisher mit Gesundheitspolitik kaum beschäftigt haben, kommen leicht ins Schwimmen. Oder sie ziehen sich auf die offiziellen Positionen ihrer Partei zurück – mit dem Ergebnis langweiliger Antworten.

Das Originelle an der Kampagne ist, dass sie den Apothekern vor Ort einen Aufhänger liefert, sich an „ihre“ Kandidaten zu wenden, vielleicht sogar mit ihnen ins persönliche Gespräch zu kommen. Da sollte bei kuriosen oder etwas unüberlegten Antworten Milde walten.

Einen Bundestagskandidaten, der kein Apothekenkenner ist, nach seinen Ideen zu fragen, um ihm dann in Internet-Kommentaren Ahnungslosigkeit vorzuwerfen, ist scheinheilig. Und kontraproduktiv.

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