Gesundheitspolitik

Gefährliche Trivialisierung

Dr. Benjamin Wessinger

Bei der Eröffnungsveranstaltung der Expopharm zeigte sich eine in der Vergangenheit eher seltene Eintracht von Industrie und Großhandel (s. Bericht "Becker pocht auf mehr Honorar"). Immer wieder wurden die gute Zusammenarbeit und die Wichtigkeit der öffentlichen Apotheke betont. Doch der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie, Prof. Michael Popp, nutzte die Gelegenheit, den Apothekern auch einige Ermahnungen ins Stammbuch zu schreiben.

Apotheken sollten sich, so Popp, nicht auf eine „20-Prozent-auf-alles- oder Geiz-ist-geil-Kultur“ einlassen. Die Produkte der pharmazeutischen Industrie seien zu wertvoll und zu erklärungsbedürftig, als dass man sie „verramschen“ dürfe. Es sei ihm – als Chef eines pharmazeutischen Herstellers wie als Pharmazeut – ein Graus, wenn er Rabattschlachten um Arzneimittel sehe.

Natürlich haben die Hersteller auch ein Eigeninteresse an stabilen Preisen für Arzneimittel. Trotzdem ist die Botschaft richtig: Schon weil Gesundheit nicht nur ökonomischen Regeln folgen darf.

Die „Verramschung“ führt zu einer Trivialisierung des Arzneimittels – eine Tendenz, die seit einiger Zeit von Wissenschaftlern, der Industrie und ganz aktuell vom ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt beklagt wird. Arzneimittel sind Waren besonderer Art! Diese Tatsache bildet eine der Grundlagen unseres Apothekensystems. Wir sollten sie nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Schon gar nicht für betriebswirtschaftlich zweifelhafte Maßnahmen.

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