Gesundheitspolitik

Diefenbach fordert ABDA-Strukturreform

Berlin (lk). Angesichts der aufgelaufenen Probleme der Apothekerschaft fordert der stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes Dr. Hans-Rudolf Diefenbach eine grundlegende Reform der ABDA-Strukturen. "Die ABDA verspielt in dieser Form ihre Existenzberechtigung. Sie sollte aufgelöst und durch andere Organisationsformen ersetzt werden", so Diefenbach im Gespräch mit DAZ.online mit Blick auf die Mitte Februar stattfindende Klausurtagung zu Zukunftsfragen der Standesorganisation.

Wo bleibt die Effizienz?

"Vor allen Dingen: Wir müssen endlich in vielen Punkten so effizient werden, dass wir auch in der Form ernst zu nehmen sind, wie sich Apothekerkreise das vorstellen. Bisher bleiben zum Beispiel viele der finanziellen Verbesserungen einfach liegen oder auf der Strecke, wie die jüngste Diskussion um die Notdienstpauschale, aber auch das Gezerre um den Kassenabschlag es zeigen. Und ebenso die unwürdige Diskussion um 25 Cent Abgabehonorarverbesserung: Die Basis schüttelt den Kopf über solche Ergebnisse", so Diefenbach.

Er erkenne an, dass sich der DAV-Vorsitzende Fritz Becker enorm für den Berufsstand einsetze und wirtschaftliche Sachverhalte neu geregelt wissen wolle. Diefenbach: "Nur: Hat er genug Unterstützung? Warum lässt man zu, dass dieser Berufsstand in unserem System so miserabel von vielen Seiten behandelt wird, wie es bei keinem anderen der Fall ist?"

"Man müsse doch deswegen endlich mal aufwachen in Berlin", machte Diefenbach seinem Ärger auch über andere schleppende Vorgehensweisen Luft. Wo bleibe die versprochene Aufklärung der Bellartz-Affäre, will der stellvertretende HAV-Vorsitzende wissen. Seit der Ankündigung vor Weihnachten sei praktisch keine Information an die interessierte Berufsöffentlichkeit gelangt. "Da stehen hohe Summen im Raum – bezahlt von der Basis. Also hat Transparenz nicht in vielen Wochen, sondern umgehend zu erfolgen", fordert Diefenbach.

"Mir geht das alles zu langsam"

Und was sei eigentlich mit dem Nacht- und Notdienst los? Die Kollegen erhielten laufend widersprüchliche Informationen. Hier habe man vollmundig zum 1. Januar 2013 eine Abgeltung versprochen. Bisher sei man sich wohl nicht einmal über die Abrechnungsmodalitäten einig. Weiter stelle sich die Frage, warum Apotheken keine verschreibungsgebundenen Tierarzneimittel verkaufen sollten, wie es die EU zulassen könnte? Das ABDA-KBV-Modell komme ebenfalls nicht voran. "Mir geht das alles zu langsam", so Diefenbach, "die ABDA steht sich mit ihren Strukturen selbst im Weg." Die Unzufriedenheit der Apotheker mit der Arbeit ihrer Standesorganisation wachse so nur weiter.

Die von der ABDA beschlossene Protestdrohung wegen der Umsetzungsprobleme beim Nacht- und Notdienst hält Diefenbach für zu mutlos. "Da reicht ein Protesttag an einem Donnerstag nicht aus, da müssen wir mal eine Woche lang Dienst nach Vorschrift machen und in jeder Stadt nur eine oder zwei Notdienstapotheken öffnen lassen, damit die Politik spürt, welche Leistung wir erbringen." Hier müsse die ABDA eine "knallharte Strategie" fahren, die Apotheker sollten endlich einmal der Politik gegenüber "Flagge zeigen" und sagen "dann machen wir das nicht mehr – auch im Bewusstsein, dabei möglicherweise einen Rechtsraum zu tangieren."

Den Apothekern mute man ununterbrochen Dinge zu, die den praktischen Berufsalltag zur Farce werden ließen. Die jüngste Sachlage etwa zur Packungsgrößenverordnung könne man nur mit dem Begriff "Irrsinn" umschreiben. Und weitere Beispiele, wie das Ausufern der Rabattverträge sowie neuerdings die Debatte um den Erstattungsbetrag zeigten: "So kann es nicht mehr funktionieren in unserem Berufsstand."

Seine Axt will Diefenbach an die Wurzeln der ABDA legen: "Das ganze Konstrukt ist von der Zeit überholt und nicht mehr haltbar. Die Verbandslandschaft muss seiner Ansicht nach effizienter organisiert werden, man müsse über Zusammenschlüsse nachdenken. "34 Organisationen, die immer mitreden wollen, das geht auf Dauer nicht mehr." Die ABDA sei so in der politischen Interessenvertretung nicht schlagkräftig und reaktionsfähig genug. Auch das Verhältnis von Kammern zu Verbänden müsse überdacht werden. Diefenbach: "Man steht sich doch häufig im Wege. Wir brauchen darüber endlich eine Grundsatzdiskussion, über deren Problematik ich mir sehr wohl im Klaren bin."



AZ 2013, Nr. 4, S. 1

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