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Gesundheitspolitik
HAV beklagt erneut Lieferengpässe
Schilddrüsen-Präparate werden knapp – Hersteller versprechen Besserung für November
Ob von Merck, Hexal oder 1 A Pharma – Schilddrüsenpräparate sind in einigen Wirkstärken derzeit kaum zu bekommen, sagt der stellvertretende HAV-Vorsitzende Hans Rudolf Diefenbach. Der Verband fragte bei den Herstellern nach, woran dies liegt. Merck habe etwa erklärt, dass die Nachfrage größer sei als die Produktionszahlen. Als Liefertermine für die verschiedenen Schilddrüsenprodukte sei der Zeitraum zwischen dem 21. Oktober und dem 30. November genannt worden, heißt es beim HAV.
Bei Hexal räumte man auf Nachfrage der AZ ebenfalls ein, nicht voll lieferfähig zu sein. Ein Sprecher erklärte, die Situation werde sich aber in den kommenden Wochen verbessern – im November soll es wieder ausreichend L-Thyroxin-Präparate geben. Derzeit sind die Kapazitäten nicht ausreichend bei Hexal. Dem Unternehmenssprecher zufolge steigt das nachgefragte Volumen. Allerdings nicht, weil es mehr Schilddrüsenerkrankungen gebe. Vielmehr sei zu beobachten, dass einige Hersteller ihre Sortimente bereinigten – was hier fehlt, muss dann von anderen Unternehmen aufgefangen werden.
Somit dürfte Diefenbach mit seinen Vermutungen nicht ganz falsch liegen: „Vor allen Dingen die Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen sorgen dafür, dass sich die Preisspirale immer weiter nach unten dreht, deshalb verlagert sich die Produktion von Arzneimitteln auf immer weniger Hersteller. Diese haben ihren Sitz aufgrund der niedrigen Lohnkosten oftmals in Indien oder China“, so HAV-Vize Diefenbach. Trete dort ein Produktionsproblem auf, seien Lieferprobleme unvermeidbar.
Nun ist L-Thyroxin wegen seiner geringen therapeutischen Breite ohnehin ein Wirkstoff, der für Rabattverträge wenig geeignet ist. Einige Kassen, etwa die Techniker Krankenkasse und die Barmer GEK, haben aber nach wie vor Rabattverträge über die Substanz laufen. Doch es geht nicht nur um Schilddrüsen-Medikamente. Bereits in der Vergangenheit hat der HAV immer wieder auf Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln hingewiesen – etwa bei Antibiotika oder blutfettsenkenden Präparaten. Diefenbach zählt nach wie vor 40 bis 50 Defekte in seiner Apotheke. Von einigen Präparaten weiß man, dass die Produktion fernab Deutschlands stattfindet. Hexal lässt sein L-Thyrox allerdings bei seinem Produktionsbetrieb Salutas in Osterweddingen/ Sachsen-Anhalt herstellen.
Dennoch: Diefenbach sieht den Gesetzgeber gesellschaftspolitisch gefordert: „Dass in einer hochentwickelten Industrienation wie Deutschland Patienten wochenlang auf ihr Arzneimittel warten müssen, ist ein gesundheitspolitischer Skandal“.
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