Gesundheitspolitik

Ausgeliefert

Dr. Benjamin Wessinger Chefredakteur der DAZ

Es hat sich „ausgeliefert“ bei dedendo: die Betreibergesellschaft insolvent, der Partner Vivesco ausgestiegen. Bereits im Sommer hatte der andere wichtige Partner, die ProSieben-Gruppe, das Weite gesucht.

Dabei war das Projekt so dynamisch gestartet: die Privatsender aus München sollten Werbezeiten in ihren Programmen zur Verfügung stellen, um die Plattform schnell bekannt zu machen – eine Strategie, die schon Zalando groß gemacht hatte. Die Kooperation Vivesco sollte mit ihren 1100 Apotheken für die Flächendeckung sorgen, damit jeder dedendo-Nutzer eine Apotheke in seiner Nähe findet.

Aber schon im Juli dann der erste Knall: ProSieben zog sich zurück, zu langsam ging den Münchnern das Wachstum voran, hörte man damals.

Dabei hat die Idee durchaus Charme: die Kunden bestellen bequem über das Internet, von überall her, zu jeder Tag- und Nachtzeit. Die Abwicklung übernimmt die Apotheke vor Ort, mit dem persönlichen Service, den komfortablen Öffnungszeiten, dem schnellen und kostenlosen Lieferdienst.

Um die konkrete Ausgestaltung ist es weniger schade. Von Anfang an gab es (apotheken-)rechtliche Bedenken, weil den Apotheken ein „Spitzen-Sortiment“ vorgeschrieben wurde, das auf der Startseite des Portals angepriesen wurde – anfangs sogar mit einheitlichen Preisen. Und dagegen, dass dedendo den Apotheken gegen eine Umsatzbeteiligung Kunden vermittle, wie manche Kritiker das Modell interpretierten.

Dedendo hat ausgeliefert – das Phänomen, dass sich viele Kollegen allzu bereitwillig den Geschäftsinteressen marktfremder Dritter ausliefern, wird aber wohl bestehen bleiben.

Dr. Benjamin Wessinger

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