Gesundheitspolitik

Apothekenabschlag: Friedliche Lösung gesucht

AOK NordWest: Apothekerverbände bringen Mitglieder in schwierige Konfliktlage

Berlin (ks). Die AOK Nordwest will in Sachen Apothekenabschlag auf Landesebene für Ruhe sorgen. Soweit es zu einer Eskalation gekommen sei, sei diese allein dem Deutschen Apothekerverband (DAV) anzulasten, vermeldete die Kasse letzten Donnerstag. Der DAV habe die Rechenzentren rechtswidrig angewiesen, ab diesem Jahr nur noch einen Abschlag von 1,75 Euro anzusetzen – und damit die Apotheker dem Vorwurf der vorsätzlichen Falschabrechnung ausgesetzt. Mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) suche man nun eine rechtskonforme Lösung, sagte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest.

Der AVWL hatte nach den Retax-Drohungen der Kassen den gemeinsamen Vertragsausschuss von Apothekern und Kassen einberufen. Dieser ist unter anderem dazu da, Zweifelsfragen zu klären und Meinungsverschiedenheiten bei der Durchführung des Arzneimittelliefervertrages beizulegen. Nächste Woche soll das Treffen stattfinden. "Dass der AVWL jetzt eine friedliche Übergangslösung sucht, ist positiv zu bewerten. Die gesetzlichen Krankenkassen werden die Situation gemeinsam mit dem AVWL im Vertragsausschuss aufarbeiten und eine rechtskonforme Lösung suchen, durch die die Apotheker vor Ort nicht weiter rechtlich gefährdet sind", kommentierte dies Litsch.

Doch wie friedlich die Verhandlungen laufen werden, ist unklar. Denn die Kasse bleibt bei ihrer Auffassung, dass ab Januar 2013 nur ein Apothekenabschlag von 2,05 Euro rechtmäßig sei. Für die Anweisung der Apothekerverbände, nur noch 1,75 Euro in Abzug zu bringen, fehle diesen "jegliche Legitimation". Auf diese Weise setzten sie die Apotheker im Land zugleich dem Vorwurf der vorsätzlichen Falschabrechnung aus. Darauf, so die AOK, hätten die Krankenkassen auch den AVWL hingewiesen und dringend gebeten, für eine gesetzeskonforme Abrechnung zu sorgen. Dieser Bitte sei der AVWL jedoch nicht nachgekommen, "sodass sich die Krankenkassen für Januar 2013 mit gesetzeswidrig überhöhten Rechnungen konfrontiert sehen".

Die AOK wirft den Apothekerverbänden vor, ihre eigenen Mitglieder in eine "extrem schwierige Konfliktlage" gebracht zu haben. Nur diejenigen Apotheken, die nicht Verbandsmitglied seien, könnten sich auf ein "Fremdverschulden" berufen. "Der DAV ist gut beraten, die auf Bundesebene für eine Anpassung des Apothekenabschlags gesetzlich vorgesehenen Nachweise in das laufende Schiedsverfahren einzubringen", rät nun Litsch. Auf diese Weise wäre in absehbarer Zeit mit dem Schlichterspruch zu rechnen. Die eingetretene Eskalation den Krankenkassen anzulasten ist laut AOK Nordwest "angesichts des Vorgehens des DAV absurd". Umso wichtiger sei es, jetzt umgehend auf Landesebene zu einem vertragspartnerschaftlichen Umgang zurückzukehren. Bislang ist aber noch immer unklar, wann die Schiedsstelle überhaupt personell so aufgestellt ist, dass sie tätig werden kann.



AZ 2013, Nr. 7, S. 2

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