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- DAZ 11/2013
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Arzneimittel und Therapie
Bereits im Nanogramm-Bereich nachweisbar
Rund 2% aller Krankenhausaufenthalte in Deutschland sind die Folge von Wechselwirkungen zwischen Medikamenten. Viele Wechselwirkungen wären vermeidbar, wenn sie bekannt wären und beachtet würden. Doch nur wenige Arzneimittelkombinationen wurden bislang systematisch auf Wechselwirkungen geprüft. Daher sind viele Risiken heute noch weitgehend unbekannt. Derzeit werden nach ersten Tests an Tieren Kombinationen an gesunden Probanden erprobt – in therapeutisch üblichen Dosen. Je nach Wirkstoff kann dies den Organismus stark belasten. Zudem reagiert ein Gesunder anders als ein Kranker. Die Ergebnisse sind daher nur bedingt übertragbar. Mithilfe der Massenspektrometrie gelang es Heidelberger Wissenschaftlern, die Dosis für Wechselwirkungsstudien an Probanden drastisch zu reduzieren. Sie führten eine Wechselwirkungsstudie bei zwölf gesunden Probanden durch, die gleichzeitig zwei Wirkstoffe erhielten: das Antimykotikum Ketoconazol, einen Cytochrom-P450-Hemmer, und das Hypnotikum Midazolam, das in der Leber über Cytochrom P4503A verstoffwechselt wird. Dabei setzten sie Dosen von 0,0000001 g ein, die 30.000 Mal niedriger waren als die therapeutische Dosis. Die Hemmung des Cytochroms und damit der verlangsamte Abbau des Schlafmittels ließen sich bereits in der Nanogramm-Dosierung präzise erfassen. Vergleiche mit höheren Dosen zeigten, dass sich die Arzneimittel in jeder Konzentration identisch verhalten. Daher scheint bereits eine minimale Konzentration im Körper auszureichen, um das Ausmaß der Wechselwirkungen bei der therapeutischen Anwendung zuverlässig vorherzusagen.
Quelle: Halama, B. et al. A nanogram dose of the CYP3A probe midazolam to evaluate drug interactions. Clin Pharmacol Ther 2013; doi: 10.1038/clpt.2013.
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