Arzneimittel und Therapie

Gelenkdestruktion bei rheumatoider Arthritis

Die Vermutung, durch eine Therapie mit Biologicals könnte die Häufigkeit von Gelenkersatz-Operationen verringert werden, konnte in einer finnischen Registerstudie nicht bestätigt werden – das Gegenteil war der Fall. Wie dieses Ergebnis zu interpretieren ist, wird derzeit diskutiert.

Rund ein Viertel aller Patienten, die an einer rheumatoiden Arthritis erkrankt sind, benötigen im Laufe ihrer Erkrankung ein künstliches Gelenk. Mithilfe antiinflammatorischer Therapien sollen die Häufigkeit dieser Intervention verringert und die Dauer bis zum Eingriff hinausgezögert werden. Dazu werden die klassischen DMARD (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs) und seit einigen Jahren vermehrt Biologicals eingesetzt. Ob sich die Art der Therapie – DMARD oder Biologicals – auf die Notwendigkeit zum Einsatz eines künstlichen Gelenks auswirkt, war bislang unbekannt und wurde nun in einer finnischen Registerstudie untersucht. Man ging dabei von der Hypothese aus, dass unter einer Behandlung mit Biologicals weniger häufig Prothesen eingesetzt werden müssen und die Liegezeit eines künstlichen Gelenk-ersatzes verlängert werden kann. In der Studie sollten daher folgende Fragen geklärt werden:

  • Wie häufig werden unter einer Therapie mit Biologicals und DMARD künstliche Gelenke eingesetzt?
  • Wie oft ist ein erneuter chirurgischer Eingriff erforderlich?
  • Wie hoch ist die Lebensdauer des eingesetzten Implantats?

Die Daten zur Therapie mit Biologicals wurden dem ROB-FIN-Register (Register of biologic treatment in Finnland), diejenigen zum Einsatz von DMARD einer zentralen Datenbank (Central Finland RA database) entnommen. Zur Häufigkeit durchgeführter Gelenkersatz-Operationen wurde das finnische Arthroplastie-Register konsultiert. Anhand dieser Daten konnte der Krankheitsverlauf von 4812 Patienten mit rheumatoider Arthritis im Zeitraum zwischen 1999 bis 2010 verfolgt werden. 2102 Probanden hatten Biologicals erhalten (Biological-Gruppe; hierunter fielen Therapien mit Anakinra, Abatacept, Adalimumab, Certolizumab pegol, Etanercept, Golimumab, Infliximab, Rituximab und Tocilizumab), 2710 waren mit DMARDs (DMARD-Gruppe) behandelt worden. Aus beiden Gruppen wurden 1587 Probanden ausgewählt, deren Alter, Geschlecht und Krankheitsverlauf vergleichbar waren, und Häufigkeit und Erfolg der Gelenkersatz-Operationen (insgesamt 550 in zehn Jahren) ermittelt. Die Auswertung führte zu folgenden Aussagen:

  • Patienten der Biological-Gruppe benötigten häufiger einen Gelenkersatz als Probanden der DMARD-Gruppe (3,89 Gelenkersatz-Operationen versus 2,63 Gelenkersatz-Operationen; jeweils pro 100 Patientenjahre).
  • Die Notwendigkeit einer Nach-operation (z. B. aufgrund von Infektionen oder Lockerung der Prothese) war in der Biological-Gruppe leicht geringer als in der DMARD-Gruppe (0,65 Eingriffe versus 0,83 Eingriffe; jeweils pro 100 Patientenjahre).
  • Probanden der Biological-Gruppe benötigten vor allem bei kleineren Gelenken häufiger eine Gelenkersatz-Operation als Patienten unter DMARD (1,32 vs. 0,62; jeweils pro 100 Patientenjahre). Hüft- und Kniegelenke wurden in beiden Gruppen etwa gleich häufig ersetzt.
  • Die Wahl der Therapie – Biological oder DMARD – hatte keinen Einfluss auf die Lebensdauer der Prothese.

Die Vermutung, durch eine Therapie mit Biologicals könnte die Häufigkeit von Gelenkersatz-Operationen bei Patienten mit rheumatoider Arthritis gesenkt werden, wurde in dieser Untersuchung nicht bestätigt. Die Studienautoren diskutieren hierzu mehrere Gründe: Möglicherweise komme dieses Ergebnis dadurch zustande, dass die Patienten erst dann mit einem Biological behandelt wurden, als die Zerstörung der Gelenke bereits weit fortgeschritten war und der protektive Effekt eines Biologicals nicht mehr zum Tragen kam. Oder es lag eine aggressive Form der Erkrankung vor, bei der bevorzugt Biologicals eingesetzt werden. Das hieße also, die Patienten der Biological-Gruppe waren in einem stärkeren Ausmaß erkrankt als die Patienten der DMARD-Gruppe. Dafür spricht, dass das künstliche Gelenk bei den Patienten der Biological-Gruppe rund dreieinhalb Jahre früher eingesetzt werden musste als bei den Patienten der DMARD-Gruppe. Um eine endgültige Aussage treffen zu können, müsste eine kontrollierte randomisierte Studie durchgeführt werden, die eine höhere Aussagekraft aufweist als eine Register-Studie, so das Fazit der Autoren.


Quelle

Aaltonen A et al. Do biologic drugs affect the need for and outcome of joint replacements in patients with rheumatoid arthritis? Seminars in Arthritis and Rheumatism http://dx.doi.org/10.1016/j.semarthrit.2013.01.002.


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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