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Zukunftsperspektiven für die öffentliche Apotheke

Der 22. September rückt immer näher. Umfragen zeigen, dass viele Wähler noch unentschlossen sind, welcher Partei sie ihr Vertrauen für die nächste Legislaturperiode schenken werden. ADEXA hat Politikern deshalb mit speziellen Fragen aus der Sicht von Apothekenangestellten auf den Zahn gefühlt. Eine Wahlempfehlung gibt die Apothekengewerkschaft jedoch nicht ab.

Die demografische Entwicklung wirkt sich auch auf die Apotheken und ihre Mitarbeiter aus. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten rechnen sie mit neuen Tätigkeitsschwerpunkten. Deshalb ist die Forderung nach einem neuen Leitbild laut geworden – und auch Politiker aller Couleur machen sich Gedanken, wohin die Reise gehen soll.


Frage: Welche Bedeutung messen Parteien der öffentlichen Apotheke künftig im Zusammenspiel mit anderen Gesundheitsberufen bei?

Für dieCDU/CSU ist die öffentliche Apotheke Garant für eine qualitativ hochwertige, patientennahe Versorgung. "Diese Strukturen wollen wir bewahren und in Anbetracht veränderter gesellschaftlicher Verhältnisse weiterentwickeln", heißt es. Um die flächendeckende Versorgung der Menschen durch Apotheken auch weiterhin sicherzustellen, bedürfe es "auch einer ausreichenden und angemessenen Vergütung für die Leistungen der Apothekerinnen und Apotheker". Der Koalitionspartner FDP steckt mit der Apothekenpflicht von Arzneimitteln, dem Schutz der Freiberuflichkeit von Inhabern sowie staatlich garantierten Vergütungen einen "verlässlichen Rahmen" für die Zukunft ab. Inhabergeführten Apotheken kommt auch bei der SPD eine "Schlüsselstellung in der medizinischen Versorgung" zu – vor allem durch niedrigschwellige Angebote. "Die öffentliche Apotheke ist kein Auslaufmodell und kann es niemals sein, wenn die Bevölkerung weiterhin qualitativ hochwertig, flächendeckend und zeitnah mit Arzneimitteln versorgt werden soll", unterstreichen die Sozialdemokraten. Im Übrigen sei die Partei für einen "offenen Diskurs" und habe "keinerlei Vorfestlegungen" getroffen.Für die Grünen ist klar, dass künftig Beratungs- und Informationsleistungen einen höheren Stellenwert bekommen und Apotheken sich in Richtung "Gesundheitszentren" entwickeln werden. Darüber hinaus wird "die Zusammenarbeit mit Ärzten, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, aber auch öffentlichen Gesundheitsämtern und Selbsthilfegruppen wichtiger werden. Die Apotheke der Zukunft wird stark mit anderen Gesundheitsangeboten und -einrichtungen vernetzt sein". Im Gegensatz zu allen bisher genannten Parteien erklärt die Linke: "Als einzige Partei lehnen wir den Versandhandel mit Arzneimitteln ab und haben im Bundestag beantragt, ihn soweit wie möglich zu begrenzen und auch die Pick-up-Stellen zu verbieten." Mögliche Einflüsse von pharmazeutischen Herstellern auf Ärzte werden kritisch hinterfragt. Deshalb könnten sich Politiker der Linken auch vorstellen, Aufgaben pharmazeutischer Fachkräfte weiter auszubauen.


Frage: Sollten Apotheken in der Zukunft weitere Dienstleistungen erbringen?

CDU/CSU wollen in diesem Zusammenhang die Kompetenzen der im Gesundheitswesen Tätigen weiterentwickeln – auch zu neuen Berufsbildern – und Grenzen zwischen den Professionen überwinden. Dabei wollen sie auch die Apotheken einbeziehen. Die FDP ergänzt: "Die Kernkompetenz der Apotheker liegt in der pharmakologischen Betreuung der Patienten und der qualifizierten Arzneimittelberatung." Diese gelte es, "in der gewohnten Qualität aufrecht zu erhalten und weiter zu fördern". Die SPD plant, alle bestehenden Strukturen zu nutzen, um Patienten zu versorgen: "Oberste Priorität hat die Sicherstellung der Versorgung und nicht die überkommene Aufgabenverteilung der an der Versorgung beteiligten Akteure." Noch deutlicher werden die Grünen Sie sehen Apotheken als kompetente Partner bei allen Fragen rund um Arzneimittel, was in Großbritannien schon heute von Ärzten berücksichtigt würde. "In Deutschland ist dies eher selten der Fall. Dies sollte anders werden", heißt es auf Anfrage von ADEXA. Für die Linkspartei zählt an erster Stelle, ein Medikationsmanagement in Apotheken zu verankern. "Wir sind grundsätzlich für eine Stärkung der Apothekerinnen und Apotheker als Arzneimittelfachleute, aber nicht für eine massive Ausweitung der Aufgabengebiete." So sei beispielsweise die Diagnostik in der Apotheke bereits jetzt ein rechtlicher Graubereich.

Lesen Sie in der nächsten DAZ im zweiten Teil der Wahlprüfsteine, wie sich die Parteien zum Fremd- und Mehrbesitz beziehungsweise zum Fachkräftemangel äußern.


Wahlprogramme


Diese und künftige Wahlprüfsteine finden Sie auch im Internet unter
www.adexa-online.de


Michael van den Heuvel

Dr. Sigrid Joachimsthaler

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