Arzneimittel und Therapie

Pille kontraindiziert?

Möglichkeiten der Verhütung in den Wechseljahren

Verschiedene Methoden stehen für die Kontrazeption in den Wechseljahren zur Verfügung. Das Alter stellt keine Kontraindikation für hormonelle Präparate dar, wenn bei der Auswahl auf individuelle Risiken geachtet wird. So sollten Östrogen-haltige Mittel nicht angewendet werden, wenn kardiovaskuläre Risikofaktoren bestehen. Empfohlen wird eine zuverlässige Verhütung zwei Jahre nach Ausbleiben der Regel bei Frauen unter 50 oder ein Jahr bei Frauen über 50.

Während der Perimenopause nimmt die Fruchtbarkeit drastisch ab. Doch auch Frauen mit irregulären Zyklen können ungewollt schwanger werden. Angesichts der vielen Komplikationen ist in diesem Alter besonders auf zuverlässige Verhütung zu achten.

Perimenopause

Die Perimenopause ist die Zeit direkt vor und nach der Menopause (bis ein Jahr Amenorrhö). Sie beginnt im Durchschnitt im Alter von 47,5 Jahren und dauert 3,8 Jahre.

Nichthormonelle Methoden

Diaphragmen und Portiokappen sind unter älteren Frauen weit verbreitet. Beide müssen nach einer Geburt oder längerem Nichtgebrauch neu angepasst werden. Sie sollten erst sechs Stunden nach dem Verkehr entfernt und nicht während der Menstruation genutzt werden. Spermizide sind wegen mangelnder Effektivität nur als add on oder bei Subfertilität zu empfehlen.

Die Kupferspirale ist für viele Frauen in den Wechseljahren sinnvoll. Da stärkere Menses auftreten können, ist sie jedoch bei Hypermenorrhö ungeeignet. Sie ist auch als Notfallverhütung bis fünf Tage nach dem Verkehr zugelassen.

Hormonelle Methoden

Die „Pille“, das Hormonpflaster und der Vaginalring wirken durch eine Kombination aus Östrogen und Gestagen. Vorteile sind Blutungsregulierung, Senkung des Risikos für Ovarial- und Endometriumkarzinome, Erhöhung der Knochendichte und Linderung von Beschwerden durch schwankende Östrogenspiegel. Das erhöhte Thromboserisiko beruht auf der Östrogenkomponente und ist von der Arzneiform unabhängig. Das Alter ist hier ein Risikofaktor, der sich mit weiteren potenzieren kann. Daher sollte bei Frauen ab 35 auf Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes und Übergewicht geachtet werden. Die Wirkung der Minipillen beruht auf der Verdickung des Zervixschleims und teilweise auch auf einer Ovulationshemmung. Die Dreimonatsspritze blockiert den für den Eisprung nötigen LH-Anstieg, aber auch die FSH-regulierte Östrogenproduktion, was zu niedrige Spiegel verursachen kann. Zu beachten ist, dass es auch vor der Menopause nach Absetzen zu Amenorrhö kommen kann.

Das Implantat Implanon® hemmt die Ovulation und verdickt den Zervixschleim. In Kombination mit Antiepileptika kann die Effektivität sinken. Das Levonorgestrel-Intrauterinpessar Mirena® ist für drei Jahre zur Verhütung und Behandlung von starken Blutungen zugelassen. Bei einer Hormonersatztherapie kann es zudem das Endometrium schützen.

Wie lang sollte verhütet werden?

Eine Sterilität wird angenommen, wenn die Blutungen für zwei Jahre bei Frauen unter 50 oder ein Jahr bei älteren Frauen ausbleiben. Bei hormoneller Verhütung lässt sich jedoch nicht von der Menstruation auf die Fruchtbarkeit schließen. Hier können Biomarker Auskunft geben. Ovariale Inaktivität wird attestiert, wenn der FSH-Wert in zwei Blutproben über 30 IU/l liegt (Abstand: sechs bis acht Wochen). Der Test sollte bei der „Pille“ am Ende der Einnahmepause durchgeführt werden. Dabei kann es zu falsch-negativen Ergebnissen kommen, also der Annahme von Fertilität bei postmenopausalen Frauen. Sicherere Resultate erhält man nach 14 Tagen Pillenpause. Bei der Dreimonatsspritze kann der FSH-Spiegel schwanken, daher sollten die Proben direkt vor der neuen Injektion genommen werden.

Die Notwendigkeit der Verhütung bleibt meist noch zehn Jahre über das allgemein angenommene reproduktive Alter bestehen. So sollte bis zur Bestätigung der Menopause oder bis zum 60. Lebensjahr verhütet werden. Bei subfertilen Frauen können weniger effektive Methoden ausreichend sein. Allerdings können hormonelle Kontrazeptiva Vorteile mit sich bringen.  

Quelle

Baldwin MK, Contraception during the perimenopause, Maturitas, 31 July 2013

 

Apothekerin Sarah Katzemich

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