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Deutscher Apothekertag 2013
Viele Fragen offen
Aus dem angestrebten Leitbild für die Apotheker möchte die ABDA-Spitze eine Legitimation für Maßnahmen zur Stärkung der patientenorientierten Pharmazie ableiten. Das ist gut und der Verlauf der Debatte spricht dafür, dass dies gelingen wird. Als möglicher Konsens zeichnete sich ab, die Apotheker sollten mit patientenorientierten Methoden die Arzneitherapie begleiten und ihren Erfolg optimieren. Weitergehendes Engagement rund um die Gesundheit wäre ebenfalls hilfreich, stünde aber erst an zweiter Stelle. Die Legitimation für den Apotheker sieht die ABDA-Spitze daher weiterhin in seiner Kompetenz zum Arzneimittel.
Ein solcher Konsens wäre ein starkes Signal, das ABDA-KBV-Projekt voranzutreiben, Fortbildungen für das Medikationsmanagement zu forcieren und ein Honorar für diese neue Leistung einzufordern.
Doch so wichtig eine leitende Grundidee auch ist, wird sie nicht ausreichen, um die anstehenden Fragen auf der nächsttieferen Ebene zu beantworten. Es bleibt zu klären, welchen Anteil die patientenorientierte Pharmazie am künftigen Arbeitsalltag bis wann haben wird. Wo die offenen Fragen liegen, zeichnete sich schon in Düsseldorf ab. Jochen Pfeifer, der in den USA Klinische Pharmazie lehrt, mahnte, vieles werde als Medikationsmanagement angepriesen, verdiene diesen Namen aber nicht. Er forderte einen neuen Fachapotheker zu etablieren. Die Apotheker hätten diese Chance nur einmal und dürften keinen Fehler machen.
BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer entgegnete, die neuen Angebote sollten flächendeckend zur Verfügung stehen. Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes, betonte, dass die dortige AOK jetzt (!) einen Vertrag abschließen wolle. Koch mahnte, es wäre fahrlässig, diese Chance jetzt nicht zu nutzen.
Dieses Problem scheint mir lösbar zu sein. Es ist politisch nötig, das Thema jetzt zu belegen. Dazu reicht ein Medikationsmanagement, das sich auf die systematische Suche nach einfachen arzneimittelbezogenen Problemen beschränkt, beispielsweise Doppelverordnungen, technische Anwendungsfehler, ungünstige Einnahmezeitpunkte und bedeutsame Interaktionen. Dies sollte mit überschaubarem Aufwand an Organisation und Fortbildung umsetzbar sein. Daneben können langfristig umfangreichere Leistungen etabliert werden. Welche Fort- oder Weiterbildung und welche Finanzierung dafür nötig wäre, bliebe zu diskutieren.
Doch bleiben noch viel mehr Fragen offen. Denn der absehbare Konsens zur Grundidee wäre auch noch kein Votum, die Approbationsordnung erheblich zu ändern. Er wäre ein Auftrag, endlich an allen Pharmaziestandorten Professuren für Klinische Pharmazie einzurichten und den dritten Ausbildungsabschnitt zumindest um weitere kommunikative Aspekte zu ergänzen. Ein solches Leitbild wäre aber noch keine Legitimation für eine grundlegende Studienreform, bei der die naturwissenschaftliche Basis zugunsten neuer Inhalte reduziert wird. Diese Grundlage aufzugeben, wäre ebenfalls fahrlässig. Denn vielleicht wird schon die nächste Apothekergeneration heute ungeahnte Möglichkeiten gentechnischer oder anderer Arzneimittel nutzen, die individuell in einer neuen Art von Rezeptur hergestellt werden.
Daher sprechen die neuen patientenorientierten Inhalte weniger für eine Totalrevision, sondern eher für eine Erweiterung des Studiums. Wenn das neue Leitbild der Apotheker in einen gesamtgesellschaftlichen Konsens eingebunden wird, sollte die Gesellschaft auch ein neues Fachsemester bezahlen.
Letztlich hat die Diskussion in Düsseldorf gezeigt, dass die Einigung auf ein grobes Ziel nahe liegt. Doch das wird nicht das Ende, sondern der Anfang einer Diskussion über neue Weichenstellungen.
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