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Prisma
Sphärische RNA mit Goldkern
Neues Prinzip der Krebstherapie mit großer Anwendungsbreite
Die von Krebszellen synthetisierten Onkogene galten bisher als „undruggable“, also einer Beeinflussung durch einen Arzneistoff nicht zugänglich. Jetzt hat ein Team um den aus Köln stammenden Neurologen Alexander Stegh einen Weg gefunden, die nicht-kodierende small interfering RNA (siRNA) in Glioblastomzellen zu schleusen, wo sie die Synthese des Proteins Bcl2L12, einen Gegenspieler des Tumorsuppressors p53, hemmten. Der Transfer der siRNA sowohl durch die Blut-Hirn-Schranke als auch in die Krebszellen gelang mithilfe von Goldpartikeln: Viele siRNA-Doppelstränge wurden mithilfe von Thiolgruppen kovalent an einen Gold-Nanopartikel gebunden, sodass eine sphärische, annähernd kugelförmige Struktur (spherical nucleic acid, SNA) entstand, die von den Rezeptoren der jeweiligen Zellen akzeptiert und hereingelassen wurde. Die Transfektion erfolgte also ohne die sonst üblichen Vektoren, die ein Risiko für Nebenwirkungen darstellen.
Die Versuche mit SNA wurden zuerst an Glioblastomzellen in vitro und dann durch i.v.-Injektion an Labormäusen mit Glioblastom durchgeführt, und zwar immer mit vollem Erfolg und bei den Tieren ohne erkennbare Nebenwirkungen. Stegh ist optimistisch, ab Ende 2014 eine klinische Studie mit Glioblastom-Patienten beginnen zu können. Dabei wird die Dosisfindung im Vordergrund stehen. Des Weiteren will Stegh auch SNA für andere Tumoren entwickeln und testen. Da eine SNA stets organspezifisch ist, sieht er in ihr eine vielseitig variable und gezielt anwendbare „Plattform zur Genregulierung“ – und zwar nicht nur bei Krebs, sondern möglicherweise auch bei anderen chronischen Krankheiten.
Quelle: Jensen SA, et al. Spherical Nucleic Acid Nanoparticle Conjugates as an RNAi-Based Therapy for Glioblastoma. Sci Transl Med 2013;5:209ra152.
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