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Aus den Ländern
Politische Perspektiven – ohne Politiker
Bericht vom Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern
Die Inhalte erschienen weit gestreut und doch standen die Vorträge in einem übergeordneten Zusammenhang: In je einem Vortrag dominierten kurz-, mittel- und langfristige Aspekte mit großer Bedeutung für die Apotheken in ganz Deutschland.
Praxisnahe Ansätze
Dem durch die neue Apothekenbetriebsordnung schwieriger gewordenen Umgang mit Rezepturen und Defekturen widmete sich Dr. Mona Tawab vom Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL). Sie plädierte für praxisnahe Lösungen bei der Prüfung und Dokumentation. Eine Prüfung müsse nicht immer eine Gehaltsbestimmung sein. Als Prüfung könne auch interpretiert werden, die Wirkstoffbeschaffenheit zu dokumentieren, ein gesichertes Herstellungsverfahren anzuwenden und zu dokumentieren sowie In-Prozess-Kontrollen durchzuführen. Eine solche Prüfung könne bereits bei der Herstellung stattfinden, so Tawab. Zumindest für Rezepturen mit niedrigem Risiko würden solche Prüfungen ausreichen. Dazu sei eine Risikoabschätzung nötig, die ebenfalls dokumentiert werden soll. Das Riskio hänge vom Wirkstoff, von der Arzneiform, vom Herstellungsprozess und von der Dosierung ab.
Aus Brüssel kein Ungemach
Einen europarechtlichen Überblick vermittelte Michael Jung, Referent im Geschäftsbereich Recht der ABDA. Er betonte, wie bedeutsam das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH)vom Mai 2009 zum Apothekenfremdbesitz weiterhin ist. Es habe zu einem Schwenk in der Rechtsprechung geführt und werde vom EuGH und nationalen Gerichten immer wieder zitiert. Gemäß diesem Urteil haben die Mitgliedstaaten einen weiten Wertungsspielraum im Gesundheitsbereich und können auch präventiv auf abstrakte Gefahren reagieren. Dies rechtfertige nicht nur das Fremdbesitzverbot, sondern auch die Apothekenpflicht, so Jung.
Für die kommenden Jahre erwartet Jung, dass sich die europäischen Apotheker mit einem neuen Projekt befassen müssen: die EU-Kommission wolle die Bestimmungen für geregelte Berufe erfassen, prüfen und vergleichen. Letztlich solle untersucht werden, ob mit anderen Regeln gleiche Ergebnisse zu geringeren Kosten erzielt werden könnten.
Düstere Prognose
Auf eine langfristig eher düstere Zukunft stimmte Dr. Thomas Drabinski vom Kieler Institut für Mikrodatenanalyse die Apotheker ein. Die demografische Entwicklung werde in ihren Auswirkungen auf das Gesundheitswesen immer noch unterschätzt (s. unten Link zum Beitrag "Prognose: Kurzfristig gut, langfristig dunkel").
Einladung an alle Mitglieder
Bei der Eröffnung des Apothekertages hatte Christel Johanns, Präsidentin der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern, aus den berufspolitischen Ergebnissen des Jahres die Rechtssicherheit beim Kassenabschlag und die neue Nachtdienstpauschale hervorgehoben. Am Problem der Teilnotdienste in Mecklenburg-Vorpommern werden Apothekerkammer und -verband weiter arbeiten. Die Diskussion über das Leitbild für öffentliche Apotheken soll in Mecklenburg-Vorpommern möglichst mit allen Kollegen geführt werden. Dies soll erstmals bei der Kammerversammlung am 20. November in Rostock geschehen. Johanns rief deshalb auch Kammermitglieder, die nicht Delegierte sind, zur Teilnahme auf (siehe Terminankündigung in DAZ Nr. 45, S. 119).
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