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Management
Wenn die Lust an der Apotheke schwächelt …
So bekommt Ihr Team wieder Lust auf Apotheke
AZ: Frau Naumann, was sind deutliche Anzeichen dafür, dass das Team die Lust an der Apotheke zu verlieren droht?
Naumann: Lust-Verlust zeigt sich zuerst in einer Art Lähmung. Die Arbeit läuft nicht mehr so gut wie vorher, aber zunächst gibt man sich noch Mühe und hofft, die Kurve zu kriegen. Im unauffälligsten Fall arbeitet jeder vor sich hin und muckt erst mal nicht auf, geht aber innerlich schon auf Abstand und freut sich ab der ersten Arbeitsminute auf die letzte. Wenn schließlich die Stimmung kippt und die ersten Teammitglieder – oder auch die Apothekenleitung! – andauernd frustriert sind und dies auch zeigen, dann treten Probleme auf, die im schlimmsten Fall sogar vom Außenstehenden beobachtet werden können, z.B. von Stammkunden: unerklärliche Fehler, Nervosität und noch mehr Fehler, Vorwürfe, plötzlich ansteigender Abstimmungsbedarf über immer wiederkehrende, gleiche Themen; schlechte Stimmung über mehrere Tage hinweg, ein plötzlich distanzierter Umgangston oder Auseinandersetzungen mit Tränen; Vermeidung persönlicher Themen, Blockbildung im Team. Dieser Prozess kann sich über Monate hinziehen.
AZ: Was sind die Gründe dafür, dass die Lust an der Apotheke beim Team schon mal schwächeln kann?
Naumann: Herausforderungen an die Motivation gibt es viele, von saisonaler oder chronischer Überarbeitung bis zu der berühmten Mücke, aus der ein Elefant gemacht wird, also Einzelfälle, an denen sich unheimlich viel entlädt. Die wesentliche Frage ist: Wie nehmen die Führungskräfte ihre Verantwortung wahr, Motivationsprobleme von vornherein zu minimieren? Wie früh erkennen sie drohenden Lust-Verlust, und was tun sie dann? Was tragen sie womöglich selbst dazu bei, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Lust an der Arbeit zu vermiesen, sei es aus Unkenntnis, Unvermögen oder gar Ignoranz? Unzufriedenheit mit dem direkten Vorgesetzten zerstört früher oder später jede Lust an guter Arbeit, selbst in einem tollen Team und bei hervorragender Bezahlung. Positiv gesehen heißt das, die Apothekenleitung und die Filialleitungen haben die besten Chancen, die Lust ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz direkt zu fördern.
AZ: Kommt das nicht immer wieder mal vor? Wann ist das ernst zu nehmen?
Naumann: Gelegentliche Lustlosigkeit ist so wenig ein Problem wie die meisten gelegentlichen Kopfschmerzen. Gefährlich wird Motivationsmangel, wenn er chronisch wird oder wenn die Empfindlichkeit gegenüber lustfeindlichen Situationen im Arbeitsalltag sich bis zu einer permanenten Anspannung steigert. Ernst nehmen sollte man vor allem plötzliche Umschwünge, die mehrere Tage anhalten. Wenn die lustvollen Zeiten im Arbeitsalltag zur Ausnahme werden, muss die Apothekenleitung nachhaltige Maßnahmen ergreifen. Mit einem netten Abendessen oder einem oberflächlichen Teambuilding-Event ist es da nicht getan. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen die Lust vergangen ist, müssen sich ernst genommen fühlen und erkennen, dass der Apothekenleitung wirklich an einem guten Arbeitsklima liegt, und dass Chef oder Chefin sich dafür persönlich einsetzen.
AZ: Wie kann man die Lust auf Apotheke wecken? Gibt es hier ein paar einfache Regeln oder ist jeder Fall anders?
Naumann: Die wichtigste, einfache Regel ist gleichzeitig für viele Führungskräfte und Verantwortungsträger eine riesige Herausforderung: zu jedem Mitarbeiter, zu jeder Mitarbeiterin eine zugewandte, konstruktive Arbeitsbeziehung aufbauen und halten. Das geht nicht mit künstlichen „Motivationsfaktoren“, die sich allzu oft entpuppen als Bestechung, Erpressung oder anderweitige Manipulation. Eine Beziehung verbindet zwei Menschen in ganz spezifischer Weise, und eine gedeihliche Arbeitsbeziehung braucht ebenso regelmäßige Pflege wie eine liebevolle Ehe.
So gesehen ist jede Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter einzigartig. Trotzdem gibt es für die Lust an der Arbeit in der Apotheke einige grundlegende Tipps, deren Umsetzung eigentlich gar nicht so schwierig ist – es kommt eben auf die innere Haltung an und ob es mir wirklich wichtig ist, dem anderen die Lust an der Arbeit zu ermöglichen. „Bitte“ und „danke“, so banal es klingt, machen schon sehr viel aus, wenn man Arbeitsanweisungen gibt oder das Geleistete kommentiert. Ermutigung kann als Dressur daherkommen, aber auch als herzliches Zutrauen zu den Fähigkeiten des Gegenübers. Machtspiele vergiften die Lust, Respekt und Kommunikation auf Augenhöhe fördern sie. Insbesondere bei einem Frauenanteil von über 80% unter den Angestellten in Apotheken müssen wir berücksichtigen, dass Frauen in höherem Maße als der Durchschnittsmann bei sich selbst die Schuld suchen und ihr Verhalten als Versagen erleben, wenn ihre Arbeit nicht angemessen wertgeschätzt wird. Sich mangelhaft zu fühlen ist ein Lustkiller erster Güte. Das ist ein vermeidbarer Führungsfehler.
AZ: Ist es möglich, die Lust auf Apotheke als Dauerzustand zu halten?
Naumann: Ja, ganz klar. Lust hat viele Erscheinungsformen, sprühende Begeisterung ebenso wie stilles Strahlen. Die Lust auf Apotheke steht und fällt mit der zwischenmenschlichen Achtung und Wertschätzung. Die kann jeder einzelne in jedem einzelnen Kontakt ganz persönlich zeigen. Die höchste Kunst wäre dann das Apotheken-Tantra ...
AZ: Frau Naumann, vielen Dank für das Gespräch.
Management-Kongress Mallorca
Vera Naumann ist mit ihrem Vortrag „Wer Lust macht, muss Lust haben – So bekommt Ihr Team wieder Lust auf Apotheke“ Referentin beim diesjährigen Management-Kongress. Der von Lauer-Fischer und DAZ gemeinsam veranstaltete Kongress unter dem Motto „Lust auf Apotheke“ findet vom 29. Oktober bis 1. November auf Mallorca statt. Die Kongressteilnehmer dürfen sich auf Ideen für eine Apotheke freuen, die Spaß machen und ihre Kunden begeistern. Lust auf den Management-Kongress? Unter www.lauerfischer.de finden Sie Programm und Unterlagen zur Anmeldung.
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