Wirtschaft

Kohlpharma kontra Orifarm

Offener Streit um Konsequenzen aus Arzneimittelfälschungen

BERLIN (lk) | Über die Konsequenzen aus den in den letzten Monaten in Deutschland aufgetauchten Arzneimittelfälschungen aus Italien ist es zwischen den beiden namhaften Arzneimittelimporteuren Orifarm und Kohlpharma zu einem öffentlichen Streit gekommen. Orifarm hatte Kohlpharma vorgeworfen, aus Wettbewerbsgründen „mediale Häme“ inszeniert zu haben. Daraufhin konterte Kohlpharma mit einer Erklärung.

Darin weist Deutschlands größter Arzneimittelimporteur Kohlpharma die Kritik des Wettbewerbers zurück: Gerade weil es um die Sicherheit der Vertriebskette und damit der Sicherheit der Versorgung der Patienten gehe, die vor allen anderen Interessen zu stehen habe, sei es notwendig, eine klare Position zu beziehen. „Jeder seriöse Importeur, besonders jene mit relevantem Marktanteil, steht in einer Verantwortung, die über die strengen Auflagen des Arzneimittelrechts und die Anforderungen der Überwachungsbehörden hinauszugehen hat“, so die Merziger.

Zuvor hatte Orifarm in einer Pressemitteilung Kohlpharma in ungewöhnlicher Form kritisiert: Sicherheit müsse vor wettbewerblichen Interessen stehen, so Orifarm-Geschäftsführer Ansgar Eschkötter. Alle Energie müsse in die Wiederherstellung der Patientensicherheit und den Schutz der Lieferkette fließen. Eschkötter: „Wir haben etliche italienische Produktchargen zurückgerufen. Dennoch wird mediale Häme gegenüber Betroffenen, wie Kohlpharma sie kürzlich geäußert hat, nicht dafür sorgen, dass organisierte Kriminalität vor Firmenschildern Halt macht.“

Auch wenn der Schwerpunkt der Vorfälle im Süden der EU liege, zeige doch der Warendiebstahl aus den Lagerräumen eines Logistikdienstleisters an Christi Himmelfahrt, dass es sich um ein grundsätzliches Thema der Branche handele, so Eschkötter. „Hier waren alle Handelsstufen vom Originalhersteller über Großhandel und Importeure betroffen.“ Orifarm mahne angesichts der jüngsten Manipulationsvorfälle zur Besonnenheit und zu brancheninterner Geschlossenheit. Um auch in Zukunft hundertprozentige Sicherheit leisten zu können, stünden alle Beteiligten in der Pflicht: Importeure, Originalhersteller, Großhändler, Behörden, Verbände und Apotheker. Nur durch Konsens und gemeinsames Handeln könne das erschütterte Vertrauen in die Branche wieder hergestellt werden. Mehr denn je gelte es nun, nationale und internationale Maßnahmen gegen Arzneimittelfälschungen umzusetzen. Etwa müsse SecurPharm schnell zur Marktreife entwickelt werden.

Die von Orifarm geforderte „Geschlossenheit“ der Branche beim gemeinsamen Kampf mit Herstellern, Großhändlern und Apotheken gegen Fälschungen in der legalen Lieferkette setze allerdings voraus, dass sich alle an die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze der Branche halten, die bei richtigen Einkaufsentscheidungen beginne, so Kohlpharmas Reaktion. Hier wäre Handeln gefragt gewesen, bevor das Vertrauen und der Ruf einer ganzen Branche geschädigt werde. 

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