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DAZ aktuell
„Apotheker wimmeln Patienten ab“
Diskussion um Information zu gesenkten Festbeträgen
Seit dem 1. Juli erreichen den Patientenbeauftragten nach eigenen Angaben zahlreiche Anrufe von verunsicherten Patienten: Ärzte stellen ohne Hinweis auf die abgesenkten Festbeträge ein Rezept über das gewohnte Arzneimittel aus, woraufhin die Patienten in der Apotheke mit einer ganz erheblichen Zuzahlung konfrontiert werden. „Statt einer fachlichen Information und gegebenenfalls dem Rat, mit dem Arzt zu besprechen, ob ein anderes Arzneimittel in Betracht kommt, erhalten sie dort aber oft den Hinweis, den Patientenbeauftragten anzurufen“, kritisierte Laumann.
Apotheken sollen informieren
Ohne Zweifel seien Festbeträge ein wirksames Instrument, um die Ausgaben für Arzneimittel in der gesetzlichen Krankenversicherung zu steuern, machte er deutlich. Klar sei aber auch, dass es für Patienten „belastend“ sei, sich auf ein anderes Arzneimittel einstellen zu müssen – insbesondere, wenn sie nicht umfassend informiert und über alternative Arzneimittel aufgeklärt werden. „Dass Patientinnen und Patienten in der geschilderten Form von einer Stelle zur anderen geschickt werden, ist deshalb nicht hinnehmbar.“
Derartige Vorfälle könnten zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen, mahnte er – weil Patienten dadurch oft auf die Arzneieinnahme verzichteten. Darüber hinaus werde „das Vertrauen in Ärzte, Apotheken und Krankenkassen erschüttert“. Er forderte daher alle Beteiligten auf, ihrer jeweiligen Verantwortung nachzukommen. „Absenkungen der Festbeträge müssen frühzeitig transparent gemacht werden. Eine unter den Beteiligten besser abgestimmte Kommunikationsstrategie wäre sicher hilfreich. Denn es muss sichergestellt werden, dass die betroffenen Patientinnen und Patienten rechtzeitig informiert und beraten werden.“
Kritik „völlig unangebracht“
Der stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), Dr. Hans Rudolf Diefenbach, wies diese Kritik als „völlig unangebracht“ zurück. Er verwahre sich „entschieden gegen die unsachlichen Aussagen“ und „unsinnigen Veröffentlichungen“ von Laumann, sagte er der DAZ. Apotheken seien seit dem 1. Juli täglich mit wütenden Patienten konfrontiert, die für eine Reihe von Arzneimitteln Zuzahlungen jenseits der Schmerzgrenze zu leisten hätten. Weder Kassen, noch die Ärzte hätten auf die Veränderungen hingewiesen. „Insofern ist es völlig unangebracht, wenn Herr Laumann jetzt auch noch uns in den Apotheken irgendwelche Schuld zuweist, wenn Patienten gegebenenfalls nicht ordnungsmäßig versorgt sind.“ Weiter betonte der HAV-Vize, es sei „schlichtweg dreist“, dass Laumann als Vertreter der Politik eine Situation mitverantworte, die für tausende Patienten Zweifel an der Struktur des Gesundheitswesens wachsen lasse – dann aber bei den Leistungserbringern auch noch seinen Unmut ablasse. Zumal viele Bürger durch eine geschickte PR an der falschen Stelle letztlich möglicherweise noch glaubten, dass diese Mehrkosten zugunsten der Apotheker zu bezahlen seien und, so Diefenbach, „unser Einkommen steigern“.
Auch auf DAZ.online machten zahlreiche Kommentatoren ihrem Unmut Luft: Unmittelbar nach der öffentlichen Kritik Laumanns hagelte es seitenweise kritische Kommentare, die die Verärgerung der Apotheker deutlich zum Ausdruck brachten.
ABDA wartet aufGesprächstermin
Eine offizielle Reaktion der Standesführung der Apotheker gab es zur öffentlichen Kritik Laumanns hingegen nicht. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) will die Thematik aber mit Laumann besprechen. Ein Termin steht bislang noch nicht – doch: „Der DAV-Vorsitzende Fritz Becker hat angekündigt, die Thematik persönlich mit Staatssekretär Laumann erörtern zu wollen“, teilte ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker (ABDA) mit. Ohnehin sei bereits ein Gesprächstermin in der Abstimmung.
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