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- DAZ 32/2014
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Die Seite 3
Verlorenes Vertrauen
Transparenz ist in aller Munde. Sie wird besonders gerne dann gefordert, wenn Vertrauen verloren gegangen ist. Auch die pharmazeutische Industrie will mit Transparenz ihr angekratztes Image aufpolieren. Zu viel ist in der Vergangenheit schief gelaufen. Besonders im Fokus: die Zusammenarbeit der Pharmaunternehmen mit Angehörigen von Fachkreisen – Stichworte Beraterverträge und Sponsoring. Man scheint sich einig: Will man hier Transparenz schaffen, muss offenkundig werden, wer wie mit welchen Unternehmen gegen welches Honorar zusammengearbeitet hat.
Diesen Weg beschreiten auch die Verbände der freiwilligen Selbstkontrolle in der Pharmazeutischen Industrie (AKG e.V. und FSA e.V.). Sie sehen Transparenz als ein „Indiz für lauteres Geschäftsverhalten“ und wollen ab 2016 auf einer Webseite transparent machen, welcher Experte welche Zuwendungen erhalten hat (s.a. Seite 22).
Doch so wie die Selbstkontrolle für die Unternehmen freiwillig ist, wird auch die Offenlegung geflossener Honorare freiwillig bleiben. Nicht jeder Kooperationspartner der pharmazeutischen Industrie, sei es Hochschulprofessor, Arzt oder Apotheker, wird damit einverstanden sein, dass Kollegen, Nachbarn und Verwandte zusammenzählen können, welches Zubrot er sich verdient hat. Auch wird sich jeder vor der Einwilligung überlegen, welche Schlüsse aus einer solchen Veröffentlichung gezogen werden können. Erntet der Betroffene Hochachtung für seine Ehrlichkeit, wird seine Tätigkeit richtig gewürdigt oder bekommt er den Stempel „käuflich“ aufgedrückt? Da sich das kaum voraussagen lässt, wird manch einer auch deshalb keine Einwilligung für eine Veröffentlichung erteilen.
Und so wird eine solche Liste genau so viel oder wenig zur Transparenz beitragen wie die Offenlegung von Interessenkonflikten bei wissenschaftlichen Publikationen oder Vorträgen. Hier gibt es Autoren bzw. Referenten, die eine lange Liste von Firmen mit Rang und Namen aufführen und dies als Zeichen ihrer Unabhängigkeit preisen. Andere geben keine Interessenkonflikte an, weil sie der Überzeugung sind, keine zu haben. Beides kann zutreffen – oder auch nicht.
Weder die Offenlegung der Interessenkonflikte noch eine Honorarliste von AKG und FSA sind geeignet, für die notwendige Transparenz in Sachen Sponsoring, Spenden, Dienstleistungs- und Beratungshonorare zu sorgen – und das nicht nur, weil sie immer unvollständig sein werden, sondern auch deshalb, weil sie keine eindeutigen Schlussfolgerungen im Hinblick auf die Integrität von Firmen und Experten zulassen.
Dieses Beispiel zeigt das ganze Dilemma: Transparenz zu fordern ist leicht. Die richtigen Wege zu finden, wie Transparenz geschaffen und verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden kann, ist eine schwer zu meisternde Herausforderung. Einen Königsweg gibt es nicht.
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