Prisma

Die Benzo-Barsche

Oxazepam-Rückstände machen Fische fit

jb | Medikamentenrückstände gelten als schädlich für Wasserorganismen. So gelangt beispielsweise das synthetische Östrogen Ethinylestradiol, das in vielen oralen Kontrazeptiva enthalten ist und daher von Millionen Frauen weltweit über den Urin ausgeschieden wird, über das Abwasser in die Gewässer und sorgt dort für Missbildungen und Unfruchtbarkeit bei Fischen.

Auch für das nicht steroidale Antirheumatikum Diclofenac wurden negative Effekte auf die Gesundheit der Lebewesen im Wasser gezeigt. Allerdings können manche Pharmaka den Tieren auch nützen. Das haben jetzt schwedische Wissenschaftler gezeigt.

Die Forscher setzten junge Flussbarsche, die sie in unbelasteten Gewässern gefangen hatten, sowie deren Laich verschiedenen Konzentrationen des Benzodiazepins Oxazepam aus. Obwohl die Substanz aufgrund ihres im Vergleich zu anderen Tranquilizern ungünstigen Nutzen-Risiko-Profils zwar nicht mehr häufig verordnet wird, ist der aktive Metabolit des Diazepams immer noch in vielen Gewässern nachweisbar.

Bei ihren Experimenten stellten die Forscher fest, dass die Sterblichkeit sowohl unter erwachsenen Barschen als auch bei deren Nachwuchs aus dem behandelten Laich mit steigender Oxazepam-Konzentration abnimmt. Außerdem änderten die Fische ihr Verhalten: je höher die Konzentration des Tranquilizers war, der die Tiere ausgesetzt waren, desto aktiver, aufmüpfiger und asozialer wurden sie.

Was auf den ersten Blick positiv klingen mag, kann jedoch gravierende Folgen haben, warnen die Forscher. Denn derartige Überlebensvorteile, wie sie bei den Barschen beobachtet wurden, können langfristig ganze Ökosysteme verändern. Daher fordern sie zukünftig bei der Untersuchung von Gewässern, nicht nur die toxischen Effekte von Pharmaka und anderen Umweltgiften, sondern alle Auswirkungen, die die Substanzen auf Organismen im Wasser haben, zu berücksichtigen. 

Quelle: Klaminder J, et al. 2014 Environ. Res. Lett.9;084003.

 

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