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Deutscher Apothekertag 2014
G-BA: Draußen vor der Tür?
Ein Kommentar von Klaus G. Brauer
Sollen wir oder sollen wir nicht? Sollen wir – gleich jetzt – die Aufnahme in den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) betreiben? Sollten wir zumindest die Geschäftsführung der ABDA beauftragen, rechtzeitig (!) vor dem nächsten Apothekertag eine entscheidungsreife Dokumentation vorzulegen, mit Personal- und Kostenrahmen und Vorschlägen zur Finanzierung? Nein, nichts von dem. Wir bleiben lieber draußen vor der Tür – so eine Zweidrittelmehrheit der Delegierten nach ausgiebiger Diskussion des Pro und Kontra.
Argumente Für und Gegen – die gibt es in der Tat, auch nachdem der Leitantrag der Kammern Hessen und Nordrhein noch einmal durch die Mangel gedreht und weichgespült worden war; hier in bunter Folge einige:
- Wir brauchen keine stimmberechtigte Mitgliedschaft im G-BA; die Möglichkeit, Stellungnahmen abzugeben, reicht. Die anderen akademischen Heilberufe, die alle Mitglied sind, können unsere Positionen mit vertreten.
- Daran glaubt der Weihnachtsmann.
- Die Sache würde teuer. Der Betrieb des G-BA wird über „Systemzuschläge“ finanziert, also über Zuschläge auf die Honorare. Bei Ärzten sind dies gut 2 Cent pro Fall; bei uns wäre pro abgegebener Packung mit einem Zuschlag von 1 Cent zu rechnen, der an den BGA abzuführen wäre (rund 6 Mio. Euro/Jahr).
- Hier würden erhaltene Zuschläge durchgereicht: also keine Belastung der Apotheken!
- Zusätzlich wird auf ABDA-Seite für die Vorbereitung der Sitzungen und Stellungnahmen ein Stab von rund 10 Mitarbeitern benötigt. Wenn man dafür Personalkosten von 1 Mio. Euro ansetzt und Raum- und Sachkosten von 0,5 Mio. Euro zufügt, kommt man auf eine Belastung von 125 TEuro/Monat, pro Apotheke kommt man also auf gut 6 Euro/Monat.
- Ein Glas Wein oder zwei Bierchen pro Monat: Ist das zu viel? Immerhin ist der G-BA das höchste Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im Gesundheitswesen Deutschlands. Dort fallen – ohne uns, aber auch uns betreffend – wesentliche Entscheidungen. Auch zum Arzneimittelbereich, unserer Domäne.
- Diese Entscheidungen im G-BA sind weniger fachlich als politisch geprägt. Krankenkassen und Leistungserbringerseite sind gleich stark. Mit wie ohne uns. Beim Patt entscheidet der Präsident.
- Im Übrigen: Die Sache macht Arbeit: „Der Umfang der zu bearbeitenden Unterlagen ist erheblich“, „Relevante Studien müssen lückenlos berücksichtigt werden“, „Eigene systematische Recherchen“ sind nötig, Berichte („häufig mehrere hundert Seiten“) müssen geprüft und bewertet werden. Die benötigten Mitarbeiter sind schwer zu bekommen.
- Das alles gilt auch für die anderen Mitglieder. Warum sollen wir nicht können, was die können.
- Die Apothekerschaft wäre zusammen mit KBV, KZBV und DKG nur einer von vier Leistungserbringern, die zusammen nur 50% der Stimmen erreichen. Als kleinste und schwächste Berufsvertretung hätte die Apothekerschaft entsprechend geringen Einfluss.
- Weil Beschlüsse vertraulich zu behandeln sind, könnte die Apothekerschaft diese nicht mehr kommentieren.
- Damit kann man gut fertig werden. Kassen, Ärzte und Deutsche Krankenhausgesellschaft machen es uns vor.
„Was wollen Sie im G-BA? Seien Sie froh, das Sie nicht drin sind!“ – so Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein. Er brachte damit die Mehrheitsmeinung auf den Punkt. Die ABDA-Spitze konnte sich – gut bayerisch – auf die Schenkel klopfen. Nicht einmal ein Prüfauftrag an die ABDA blieb von den hessischen und nordrheinischen Anträgen übrig. Ob sich daran etwas ändert, wenn im G-BA in absehbarer Zukunft über die Ausgestaltung des Medikationsmanagements verhandelt wird? Ist vorstellbar, dass wir dann „Draußen vor der Tür“ bleiben? So hieß ein Song der „Toten Hosen“. Singen wir dann mit: „Zum Glück war‘s damals nicht zu spät. Wir haben uns verziehen, der Wind hat sich gelegt“?
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