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Prisma
Spinnen am Morgen
Höherer Cortisolspiegel unterstützt Phobietherapie
Bei Patienten mit einer Phobie hat sich die Konfrontationstherapie bewährt. Dabei werden die Patienten mit den angstmachenden Objekten oder Situationen konfrontiert und lernen, damit umzugehen. Mit den dabei gewonnenen positiven Erfahrungen schwindet zugleich die Erinnerung an die früheren Angstgefühle. Dieses „Angstgedächtnis“ zu löschen, ist die Grundlage aller Phobietherapien; dabei helfen das endogene Stresshormon Cortisol sowie synthetische Glucocorticoide. In schweren Fällen nehmen Patienten deshalb eine Stunde vor der Therapiesitzung ein Glucocorticoidpräparat ein.
Psychotherapeuten der Universität des Saarlandes haben nun untersucht, ob sich auch die natürlichen Schwankungen des Cortisolspiegels auf den Therapieerfolg auswirken; der Cortisolspiegel ist morgens am höchsten, sinkt dann im Laufe des Tages, um nachts wieder anzusteigen. In ihrem Experiment erhielten 60 Frauen mit Spinnenphobie eine einmalige Konfrontationstherapiesitzung. Sie waren nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugeteilt, deren Sitzung entweder um 8 Uhr oder um 18 Uhr stattfand. Jede Frau wurde vor der Sitzung, eine Woche danach und drei Monate später einem Verhaltenstest unterworfen, um das Ausmaß ihrer Spinnenangst festzustellen. Dabei zeigte sich, dass die Therapie bei den Frauen der 8-Uhr-Gruppe sowohl kurzfristig als auch langfristig erfolgreicher war als bei den anderen Frauen.
Die Studie liefert einen neuen Mosaikstein zur Chronopharmakologie, die aufgrund der Konzentrationsschwankungen von Hormonen und Botenstoffen im Tagesverlauf medikamentöse, chirurgische Therapien und sogar Psychotherapien zu optimieren versucht.
Quelle: Lass-Hennemann J, Michael T. Endogenous cortisol levels influence exposure therapy in spider phobia. Behav Res Ther 2014;60:39-45
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