Prisma

Ohne Mauer länger leben

Sterberaten im Osten stark gesunken

cae | Die Rentner und Pensionäre in Ostdeutschland werden heute deutlich älter, als sie geworden wären, wenn die Mauer nicht gefallen wäre. Die Hauptgründe sind die bessere medizinische Versorgung und der höhere Lebensstandard.

Tobias Vogt am Max-Planck-Institut für Demografische Forschung in Rostock (MPIDR) hat die Lebenserwartung in der Bundesrepublik und der DDR seit den 1950er Jahren miteinander verglichen. Darüber hinaus hat er berechnet, wie sich die Lebenserwartung in der DDR entwickelt hätte, wenn die Mauer nicht gefallen wäre.

Ein im Jahr 2011 in den östlichen Bundesländern geborenes Mädchen hat eine Lebenswartung von 82,9 Jahren, ein Junge von 77,1 Jahren. Das sind nur ein Monat bzw. 14 Monate weniger als bei Kindern desselben Jahrgangs in den westlichen Bundesländern. Wäre die Mauer nicht gefallen, würden die Unterschiede bei den Mädchen 4,3 Jahre und bei den Männern sogar 7,4 Jahre betragen.

Die Lebenserwartung ist kein gemessener Wert, sondern eine statistisch begründete Voraussage und wird aufgrund der gegenwärtigen Sterberaten in sämtlichen Altersgruppen berechnet. Der enorme Anstieg der Lebenserwartung in den neuen Bundesländern ist größtenteils darauf zurückzuführen, dass die Sterberate bei den über 60-Jährigen so stark gesunken ist. Allein diese Werte tragen bei den Jungen zu 60 Prozent und bei den Mädchen zu 85 Prozent zur höheren Lebenserwartung bei. Bemerkenswerter ist allerdings die sehr stark gesunkene Sterberate der 40- bis 60-jährigen Männer, die immerhin für 30 Prozent des Zuwachses an Lebenserwartung der Jungen verantwortlich ist.

Laut Vogt begann die „Aufholjagd der Ostdeutschen bei der Lebenserwartung“ gleich nach dem Fall der Mauer. Die längere Lebenszeit sei eine der größten „Errungenschaften“ der deutschen Einheit. 

Quelle: MPIDR, www.demogr.mpg.de/de, News vom 9.9.2014

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