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Gesundheitspolitik
Rebscher: DAK-Retaxationen sind rechtens
DAK-Chef offen für Retax-Kompromiss mit DAV – „Schlosser“-Vergleich aufgebauscht
Mit seinem „Schlosser“-Vergleich hat der Vorstandsvorsitzende der DAK, Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher, die Apothekerschaft provoziert. Im Interview mit der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ) relativierte Rebscher diese Aussage, verteidigte jedoch die strikte Retax-Politik der Deutschen Angestellten Krankenkasse. Die DAK retaxiere auf der Grundlage geltenden Rechts und geltender Verträge.
Am Rande der DAK-Pressekonferenz zum AMNOG-Report sei er aus einem anderen Gesprächszusammenhang gerissen und auf das Retax-Thema angesprochen worden. „Dabei ist dieser Halbsatz gefallen und aufgebauscht worden. Diejenigen, die mich kennen, wissen dass ich mich zu Apothekerthemen differenziert äußere und mich gegenüber dem Apothekerstand partnerschaftlich verhalte“, relativierte Rebscher seinen „Schlosser“-Vergleich.
Unstrittig sei dagegen, „dass wir uns als DAK mit unseren Retaxationen auf der Basis geltenden Rechts bewegen. Unstrittig ist auch, dass die Retax-Verfahren auf Grundlage geltender Vertragsregelungen laufen. Sogar das Bundesverfassungsgericht hat Null-Retaxationen bei Nichtabgabe von Rabattarzneimitteln höchstrichterlich bestätigt“, sagte Rebscher. Zugleich zeigte sich der DAK-Chef aufgeschlossen für Lösungen zur Reduzierung von Retaxationen.
„Ich weiß sehr gut, dass Retaxationen in Apotheken nerven, genauso wie sie uns als Kassen nerven. Wir, ich meine hier den vdek, stehen mit dem Deutschen Apothekerverband in Verhandlungen über Retaxationen und nach meinen Informationen laufen die Gespräch sehr konstruktiv und positiv. Auf beiden Seiten herrscht viel Verständnis für die Probleme der Retax-Thematik“, so Rebscher weiter. Retaxationen seien aber keine Erfindungen der Kassen, um „Apotheker zu schikanieren“.
Ein Problem der maschinellen Massenabrechnung?
Auch das gebetsmühlenartige Zitieren von extremen und zum Teil absurden Einzelfällen vermittele ein schiefes Bild von der tatsächlichen Problematik. Es gehe um die automatisierte Massenabrechnung von Rezepten. Jedes Jahr rechne die GKV rund 900 Millionen Rezepte mit einem niedrigen Durchschnittswert von circa 15 Euro ab. Das geschehe maschinell. Man könne anschließend nicht jedem Rezept „hinterhertelefonieren“. Rebscher: „Kleine formale Dinge haben in maschinellen Verfahren weitreichende Konsequenzen.“
Haupt-Retaxgrund: Rabattvertrag nicht beachtet
Laut Rebscher werden bei der DAK durchschnittlich 0,02 Prozent der eingereichten Belege retaxiert. Der Anteil der retaxierten Beträge am gesamten Abrechnungsvolumen betrage 0,13 Prozent. Ein besonders häufiger Grund sei die nicht rabattvertragskonforme Abgabe von Arzneimitteln.
Andere Kassen, andere Probleme?
Damit kommt die DAK-Statistik zu einem anderen Ergebnis als die kürzlich von der AOK Rheinland-Pfalz vorgenommene Überprüfung aller abgerechneten Rezepte des dritten Quartals 2014 in Zusammenarbeit mit dem Apothekerverband des Landes. Dabei ergab sich folgendes Bild: Als häufigste Fehlerquelle identifizierte die Auswertung technische Übertragungsfehler beim Aut-idem-Kreuz. Während beim ARZ Darmstadt so gut wie keine Fehler vorkamen, gab es nach Verbandsangaben vor allem bei kleineren Apotheken-Rechenzentren Probleme beim Auslesen, wenn beispielsweise das Kreuz mit rotem Kugelschreiber markiert war oder nicht exakt innerhalb des vorgedruckten Aut-idem-Feldes gesetzt war. Zweithäufigste Fehlerquelle waren Einstellungen in der Apotheken-Software hinsichtlich der Austauschbarkeit von Darreichungsformen. So gut wie keine Retax-Probleme gab es hingegen bei pharmazeutischen Bedenken. Nur in Ausnahmen lag tatsächlich eine fehlerhafte Abgabe von Rabattarzneimitteln vor.
In Baden-Württemberg sind nach Angaben des dortigen BKK-Landesverbandes von Juni 2009 bis Mai 2014 circa 0,2 Prozent des gesamten Verordnungsvolumens als fehlerhaft berichtigt und nur 0,02 Prozent der abgerechneten Verordnungen auf Null herabgesetzt worden. Beim BKK-Landesverband handelt es sich nach Angeben des Landesgesundheitsministeriums größtenteils um Fehler bei der Berechnung der Preise oder um Fehler bei der Zuzahlungsberechnung. Null-Retaxationen ohne spätere Heilungsmöglichkeit seien eher die Ausnahme, hieß es dort.
Rebscher: Zum Kompromiss bereit
DAK-Chef Rebscher sagte im DAZ-Interview, er sei für jeden Kompromiss zur Lösung des Retax-Konflikts zu haben. Er wisse auch, dass „jede formale Logik im Einzelfall zu absurden Konsequenzen führen“ könne. Die Kassen seien auch zu Kulanzregelungen bereit, wo es sinnvoll und vertretbar ist. „Das müssen wir jetzt in den Verhandlungen regeln. Wir sollten uns als Selbstverwaltung nicht erneut die Blöße geben und uns am Ende vom Gesetzgeber Vorschriften diktieren lassen“, so Rebscher. |
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