Gesundheitspolitik

Blackbox Retax

Kommentar von Benjamin Wessinger

Retaxationen sind nun schon seit geraumer Zeit ein Thema und Ärgernis. Viele Apotheker haben auf die flächendeckenden Rezeptüberprüfungen durch spezialisierte Unternehmen reagiert und Rezept-Scanner angeschafft, andere prüfen ihre Rezepte noch gründlicher als in der Vergangenheit, und auch die Rechenzentren haben aufgerüstet. Es wurden Prozesse bis zum Bundessozialgericht geführt, es wurde politischer Einfluss geltend gemacht usw. usf. Und dann weiß niemand, welches Ausmaß die Nullabsetzungen insgesamt haben?

Die Kassen jedenfalls wollen ihre Zahlen – mit Ausnahme der DAK-Gesundheit – nicht nennen. Es handle sich um Geschäftsgeheimnisse, so die bemerkenswerte Begründung. Dass die Krankenkassen, deren Bedürfnis die Retaxationen abzuschaffen nicht besonders ausgeprägt sein dürfte, die Zahlen nicht nennen können oder wollen, mag noch verständlich sein. Der Deutsche Apothekerverband, der für die Apotheker die Abschaffung oder zumindest Einschränkungen der Nullabsetzungen verhandeln soll, sollte aber belastbare Zahlen, Daten und Fakten zum Thema haben. Doch Ende März bestätigte ein Sprecher, dass auch der DAV keine umfassende Statistik vorliegen habe – man verlasse sich auf die Landesverbände. Und auch der Auftritt des ABDA-Hauptgeschäftsführers Schmitz Ende März bei der Anhörung zum GKV-Versorgungsstärkungsgesetz irritierte: Auf die Frage nach einem wirtschaftlich bedeutsamen ­Retax-Fall konnte Schmitz nur ausweichend antworten und wirkte schlecht vorbereitet.

Kann es wirklich sein, dass dieses Thema für die Apotheker-Vertreter eine „Blackbox“ ist?

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