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Gesundheitspolitik
Sorge um Mehrbesitzverbot wächst
BERLIN (lk) | Der deutsche Apotheken- und Pharmamarkt ist weiterhin durch eine erhebliche Dynamik gekennzeichnet: Konzentrationsprozesse bei Herstellern, Marken, Versandhändlern und stationären Apotheken prägen die aktuelle Entwicklung. Außerdem sieht eine wachsende Anzahl der Befragten das Fremdbesitzverbot wieder in Gefahr. Das geht aus der 12. Sempora-Studie hervor.
Im Zeitraum Februar bis März 2015 wurden Akteure auf dem Apothekenmarkt – 45 Entscheider herstellender Pharmaunternehmen, 203 Apotheker und 560 Konsumenten – befragt.
Für den Apothekenmarkt gehen danach sowohl die befragten Hersteller als auch die Apotheker selbst von einer weiter sinkenden Anzahl an Apotheken aus. Es wird erwartet, dass in den nächsten fünf Jahren die Zahl der Apotheken um ungefähr 1500 sinken wird. Einen verschärfenden Effekt auf diese Konsolidierung hat laut Studie die zunehmende Relevanz von „Verbundapotheken“. 40 Prozent der befragten Apotheker (2014: 30%) wollen in Zukunft weitere Filialen kaufen oder eröffnen. Die zunehmende Filialisierung ist offenbar auch ein Thema für die Hersteller: 70 Prozent sehen Handlungsbedarf, ihre Apothekensegmentierung anzupassen.
Ein Drittel der Industrievertreter und 37 Prozent der befragten Apotheker sehen zudem die Gefahr, dass das Mehr- und Fremdbesitzverbot auf mittelfristige Sicht kippen könnte. Obwohl es in den letzten zwölf Monaten keine konkreten Anzeichen dafür gab, waren im März 2015 deutlich mehr Befragte dieser Ansicht: Vor einem Jahr bejahten nur 22 Prozent der Industrievertreter und nur 28 Prozent der Apotheker diese Frage.
AEP setzt Impulse
Auf Großhandelsebene habe der Neuling AEP direkt erste Impulse gesetzt, schreibt Sempora: 29 Prozent der befragten Hersteller gaben an, dass sich AEP direkt erfolgreich am Markt etabliert habe. Für 34 Prozent der Apotheker sei AEP eine attraktive Alternative. Jedoch: Bei der Bewertung der Gesamtleistung wurden für AEP mit Noten 3,5 (Hersteller) und 4,1 (Apotheken) die schlechtesten Ergebnisse im Großhandels-Vergleich erzielt.
Geringes Interesse an Serviceangeboten
Viele Apotheken versuchen, sich durch besondere Beratungs- und Serviceangebote im Wettbewerb abzuheben und damit Alleinstellungsmerkmale zu schaffen. Auch Marketingexperten empfehlen häufig, solche Dienstleistungen zu entwickeln. Nur: Von den Apothekenkunden werden diese Angebote offenbar wenig geschätzt und so gut wie nicht angenommen.
Die Inanspruchnahme von Zusatzleistungen in Apotheken ist zwar im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, liegt aber immer noch auf sehr niedrigem Niveau, heißt es in der Studie. Konkret abgefragt wurden bei 560 Apothekenkunden Angebote wie Gesundheitsberatung oder Rauchentwöhnung. Gesundheitsberatung, Homöopathie und alternative Medizin, Lieferservice nach Hause, Beratung zu pflanzlichen Arzneimitteln, Dermatologie, Kosmetik und Hautpflege wurden danach nur selten nachgefragt. Die Antwortalternativen „gelegentlich“, „häufig“ und „sehr Häufig“ wurde überhaupt nicht angekreuzt. „Nie“ bis „selten“ wurde Beratung zu den Gebieten „geistige Fitness“, Ernährung, Wellness und Fitness, Raucherentwöhnung und „Kinderwunsch“ angekreuzt.
Freundlichkeit punktet
Wichtig sind den Apothekenkunden dagegen andere Aspekte: 96 Prozent ist die Freundlichkeit des Apothekenpersonals am wichtigsten. Fachkundigkeit und Diskretion in der Offizin folgen mit geringem Abstand. Kurze Wartezeiten und ein großes Sortiment sind für die Kunden ebenfalls wichtige Kriterien. Beim Kauf eines OTC-Arzneimittels verlassen sich 82 Prozent der Kunden auf den Rat ihres Arztes. Falls Alternativen bestehen, wollen aber immerhin 86 Prozent das preisgünstigste Arzneimittel kaufen. Bei der Auswahl verlassen sich 76 Prozent auf den Rat des Apothekers. Das ist auch ein Hinweis auf die Preissensibilität der Kunden.
Offen für neue, elektronische Wege
Neuen elektronischen Informations- und Kommunikationsformen stehen die Kunden offen gegenüber. So können sich 83 Prozent der Befragten vorstellen, ihre Arzneimittel auch online oder per Telefon zu bestellen. 66 Prozent wünschen sich lokale Preisvergleichsmöglichkeiten und Standortanzeigen im Internet.
77 Prozent stehen dem elektronischen Rezept positiv gegenüber. Das erspare unnötige Ressourcenverschwendung. 61 Prozent würden das elektronische Rezept gerne selbst nutzen. Ein Drittel hält das allerdings für zu unsicher. |
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