Gesundheitspolitik

NRW setzt auf Apotheker

Westfälisch-Lippischer Flüchtlingsgipfel

BERLIN (az) | Apothekerverband und -kammer Westfalen-Lippe haben letzte Woche zum Flüchtlingsgipfel geladen. Sie wollten sich ein Bild über die aktuelle rechtliche und organisatorische Situation in Sachen Flüchtlingsbetreuung machen.

Rund 80 Teilnehmer waren letzten Mittwoch nach Münster gekommen – die Sprecher der Kammern und Verbände aus den 27 Kreisen und kreisfreien Städten sowie die Amtsapotheker und Vertreter der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg. Auf dem Treffen wollten Kammer und Verband zudem erfahren, „wo in den Städten und Kreisen der Schuh drückt und welche Hilfestellungen von Kammer und Verband erwartet werden“, so Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL).

2500 Flüchtlinge am Tag

Anne-Christin Zurlutter, Dezernentin der für die Unterbringung, Betreuung und Zuweisung von Flüchtlingen in Westfalen-Lippe zuständigen Bezirksregierung Arnsberg, machte die Herausforderungen für das Bundesland deutlich: Im gesamten Jahr 2014 seien 82.000 Flüchtlinge nach NRW eingereist. Im Jahr 2015 seien es bis jetzt bereits 244.000 Flüchtlinge. Derzeit kämen etwa 2500 neue Flüchtlinge pro Tag.

Was die Arzneimittelversorgung der Flüchtlinge betrifft, so setzt das Land auf die Apotheken vor Ort. Um die Kommunikation mit den Flüchtlingen zu erleichtern, hat die Kammer Piktogramme ­aufbereitet, die inzwischen bundesweit in vielen Apotheken ein­gesetzt werden.

Verzögerte Zahlung

Thomas Rochell, Mitglied des AVWL-Vorstandes, erläuterte, wie die Abrechnung der an die Flüchtlinge abzugebenden Arzneimittel im „Dreiecksverhältnis“ zwischen Apotheken, Krankenkassen und Bezirksregierung erfolgt. „Derzeit erreichen uns täglich etwa 1000 Rechnungen aus den Apotheken“, berichtete Anne-Christin Zurlutter. „Da aber unser Personalschlüssel nicht mit den Flüchtlingszahlen Schritt halten kann, bitten wir um Verständnis dafür, dass diese Rechnungen mit derzeit acht bis zehn Wochen Verzug beglichen werden.“ Kammer und Verband zufolge haben sich allerdings noch keine Apotheker über verspätete Zahlungen beschwert.

AKWL-Präsidentin Gabriele ­Regina Overwiening wies zum ­Abschluss darauf hin, dass die Flüchtlingswelle nicht nur eine Mammutaufgabe sei, sondern auch neue Chancen eröffne: „Uns erreichen derzeit unter anderem aus Syrien sehr viele gut ausgebildete Menschen. Die ersten sind bereits in unseren Apotheken tätig. Ge­rade vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Nachwuchsmangels gilt es, diese Menschen schnell auch in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“ |

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