INTERPHARM 2015 – POP

Die Prognose verbessern

Wie ein interprofessionelles Medikationsmanagement Herzinsuffizienten hilft

ep | Die Prognose der chronischen Herzinsuffizienz hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert, ist aber immer noch sehr schlecht. Die 5-Jahresmortalität ­variiert nach Krankheitsstadium und beträgt durchschnittlich 40 bis 50%. Die Pharmakotherapie dieser bedeutsamen Erkrankung stellten Ina Richling, PharmD aus Iserlohn und Dr. med. Christian Fechtrup, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie aus Münster vor. Anhand von Fallbeispielen zeigten sie, welchen ­Nutzen ein ­interprofessionelles Medikations­management für den Patienten hat.

Zur Basistherapie der chronischen systolischen Herzinsuffizienz gehören ACE-Hemmer bzw. Angiotensin-Rezeptor-Blocker (Sartane), Betablocker, Diuretika bei entsprechenden Symptomen und spätestens ab Stadium NYHA-Stadium III Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonisten. Da Diuretika nur die Symptome, nicht aber die Prognose der Erkrankung verbessern, werden sie nur in der geringsten erforderlichen Dosis eingesetzt. Schleifendiuretika sollten erst bei einer GFR < 35 ml/min oder bei Ödemen angewandt werden, so Richling.

Ina Richling, PharmD

Durch ACE-Hemmer konnte eine Reduktion der Mortalität in vielen Studien gezeigt werden. Sie werden kleinschrittig auftitriert, kleine Packungsgrößen sind also nicht selten. ACE-Hemmer sind kontraindiziert in Schwangerschaft und Stillzeit und bei Hyperkaliämie (Serumkalium > 5,5 mmol/l). Auch bei chronischer Niereninsuffizienz dürfen ACE-Hemmer nicht bzw. nur nach Dosisanpassung eingesetzt werden. Eine Ausnahme bildet hier Fosinopril, bei dem auch bei einer GFR < 30 ml/min keine Dosisanpassung erforderlich ist. Sartane kommen bei ACE-Hemmer-Unverträglichkeit zum Einsatz. Zur Herzinsuffizienztherapie zugelassen sind Candesartan, Losartan und Valsartan. Die Kombination von ACE-Hemmern mit Sartanen wird aufgrund erhöhter Nebenwirkungen ebenso wie die Kombination des Renin-Hemmers Aliskiren mit ACE-Hemmern oder Sartanen nur im Ausnahmefall empfohlen.

Betablocker haben einen erheblichen Nutzen für Patienten mit Herzinsuffizienz. Dafür zugelassen sind Metoprololsuccinat, Bisoprolol, Carvedilol und Nebivolol. Sie müssen unbedingt eingeschlichen werden, die Nebenwirkungen sind zu Therapiebeginn oft belastend. Um die Adhärenz zu erhöhen sollte den Patienten deshalb laut Dr. Fechtrup erklärt werden, dass die Betablocker das Herz entlasten und die End-Dosierung so hoch wie möglich sein sollte.

Fotos: Christian Hartlmaier

Dr. med. Christian Fechtrup

Cave Overreporting

Auch die Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonisten Spironolacton und Eplerenon verbessern die Prognose der Herzinsuffizienz deutlich. Gynäkomastie ist eine häufige Nebenwirkung von Spironolacton, bei der dann auf Eplerenon ausgewichen wird. Richling warnte vor einem Overreporting der Interaktion Spironolacton/Eplerenon mit anderen Kalium-erhöhenden Arzneimitteln.

Kaliumwerte im hochnormalen Bereich sind bei Herzinsuffienz-Patienten gewünscht und sollten unter Mineralcorticoid-Rezeptor-Antagonisten ohnehin alle drei bis sechs Monate kontrolliert werden. Anzeichen einer Hyperkaliämie sind Muskelschwäche, Parästhesien und Herzrhythmusstörungen.

Weitere medikamentöse Optionen sind der Frequenzsenker Ivabradin sowie Digitalisglykoside. Dr. Fechtrup erläuterte zudem nicht-pharmakologische Maßnahmen wie eine ICD-Implantation (implantierbarer Cardioverter Defibrillator).

Den Dialog suchen

Im Praxisteil zeigten die Referenten sehr anschaulich in Fallbeispielen, wie durch das Zusammenspiel von Arzt und Apotheker die Therapie patientenorientiert optimiert werden kann. Damit die interprofessionelle Zusammenarbeit im Medikationsmanagement immer so gut funktioniert, äußerte Richling ihren Wunsch an die Ärzte nach Einbindung und enger Zusammenarbeit, die schon beim Medikationsplan anfängt. Dr. Fechtrup wünscht sich von den Apothekern Wachsamkeit sowie die Dialogsuche mit dem Arzt bei der Wahrnehmung von Problemen beim Patienten. |

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