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INTERPHARM 2015 – Innovationen
Nur neu oder auch innovativ?
Neue Arzneimittel in der Pipeline
Innovatives Vorapaxar
Vorapaxar wirkt als Antagonist am PAR-1 (Protease-activated receptor-1)-Rezeptor, der auf Thrombozyten exprimiert wird. Die Bindung von Thrombin an PAR-1 führt zur Thrombozytenaggregation. Der PAR-1-Rezeptor-Antagonist Vorapaxar führt zu einer Gerinnungshemmung, indem er die Wirkung des natürlichen Agonisten Thrombin verhindert. Auf die Spaltung von Fibrinogen zu Fibrin hat Vorapaxar im Unterschied zu anderen Antithrombotika keinen Einfluss. In der zulassungsrelevanten Studie TRA2P TIMI 50 mit Patienten, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten oder an einer symptomatischen peripheren arteriellen Verschlusskrankheit litten, konnte eine zusätzliche Gabe von Vorapaxar zur Standardbehandlung das Herzinfarktrisiko um 20% reduzieren. Eingesetzt werden soll Vorapaxar in Kombination mit Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel zur Reduktion atherothrombotischer Ereignisse bei Erwachsenen mit einem Herzinfarkt in der Anamnese. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Blutungen. In den USA ist Vorapaxar als Zontivity® bereits seit 2014 zugelassen, in Europa wurde der Thrombozyten-Aggregationshemmer im Februar 2015 zugelassen.
Weniger Resistenzen unter Palbociclib
Palbociclib ist ein antiproliferativer Wirkstoff aus der Gruppe der Kinasehemmer, der die Cyclin-abhängigen Kinasen (CDK) 4 und 6 hemmt. Diese spielen in der Steuerung von Zellzyklus, Zellproliferation und DNA-Replikation eine Schlüsselrolle und sind in Brustkrebszellen vermehrt aktiv. Palbociclib hemmt den Übergang von der G1- in die S-Phase des Zellzyklus. Indiziert ist der neue Wirkstoff bei postmenopausalen Brustkrebspatientinnen, die einen positiven Estrogen-Rezeptorstatus und negativen HER2-Status aufweisen, in Kombination mit Letrozol. Palbociclib wurde in den USA in diesem Jahr in einem beschleunigten Zulassungsverfahren als Ibrance® in Form von Kapseln zugelassen. Der Wirkstoff wird von den Referenten als ein wirklicher Fortschritt in der Brustkrebstherapie eingeschätzt, da er offensichtlich das Mammakarzinom gegenüber Tamoxifen oder Aromatasehemmer sensibilisiert. So könnten Resistenzen vermieden werden, die eine Therapie erschwerten.
Nur ein Me-too: Ponesimod
Für die Therapie der mittelschweren bis schweren chronischen Plaque-Psoriasis wird Ponesimod entwickelt. Es ist ein oral verfügbarer selektiver, reversibler Modulator des Sphingosin-1-Phosphatrezeptors 1, der die Auswanderung von Lymphozyten aus sekundärem lymphatischem Gewebe unterbindet. Dadurch verringert sich die Zahl der zirkulierenden Lymphozyten. Den gleichen Wirkmechanismus hat Fingolimod, das bereits zur Therapie der multiplen Sklerose (MS) zugelassen ist. In klinische Studien konnte Ponesimod die kumulative Anzahl der mittels Magnetresonanztomografie gemessenen neuen aktiven Hirnläsionen bei MS signifikant verringern. In einer Phase-II-Studie konnte auch ein klinisches Ansprechen bei Patienten mit Plaque-Psoriasis gezeigt werden.
Serelaxin: Fortschritt bei der akuten Herzinsuffizienz
Mit Serelaxin (Reasanz®) befindet sich ein Relaxin-Rezeptoragonist in der Entwicklung. Das vasoaktive Peptid-Hormon (rekombinantes humanes Relaxin 2) hat hämodynamische Wirkungen und könnte die Therapieoptionen bei akuter Herzinsuffizienz erweitern. Serelaxin soll die Symptome eines akuten Herzversagens wie Bluthochdruck, Flüssigkeitsansammlung in der Lunge und Dyspnoe bessern. Allerdings stellte der CHMP bei einer ersten Bewertung fest, dass die Studienergebnisse keinen Nutzen für die kurzfristige Linderung von Dyspnoe über einen Zeitraum von bis zu 24 Stunden nachwiesen. Und obwohl ein gewisser Nutzen nach fünf Tagen gezeigt werden konnte, war nicht klar, inwiefern dieser von klinischer Relevanz war. Darüber hinaus hatte der CHMP Bedenken in Bezug auf die Art und Weise, in der die Wirksamkeit von Serelaxin in der Studie analysiert wurde.
LCZ696: kein neues Prinzip
Mit dem Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (LCZ696) stellten Steinhilber und Schubert-Zsilavecz eine neue Option für Herzinsuffizienz-Patienten vor. LCZ696 ist eine von Novartis entwickelte Kombination aus Valsartan und dem Neprilysin-Inhibitor AHU-377. Das Wirkprinzip von LCZ696 basiert zum einen auf der bei Herzinsuffizienz seit Langem als Therapieprinzip etablierten Blockade des Renin-Angiotensin-Systems durch Valsartan und zum anderen auf der zusätzlichen Inhibition von Neprilysin. Das Enzym ist für den Abbau von natriuretischen Peptiden verantwortlich. Das Prodrug LCZ696 inhibiert nach enzymatischer Aktivierung den Abbau von endogenem natriuretischem Peptid und steigert zugleich seine Wirksamkeit. So wird die Natriumrückresorption in den Nieren vermindert und das Herz entlastet. Durch den Neprilysin-Inhibitor scheint eine direkte Beeinflussung auf die Volumenbelastung möglich zu werden.
Fortschritte und die Aussicht auf Heilung bei Hepatitis C
Große Fortschritte wurden in der Therapie der Hepatitis C gemacht, die regelhaft zu Leberkrebs führt: 2015 wurde mit Sofosbuvir der erste Polymerase-Hemmer (NS5B-Inhibitor) verfügbar. Er hat im kombinierten Einsatz mit weiteren antiviralen Wirkstoffe zu Heilungsraten von mehr als 90% geführt. Darüber hinaus sind mehrere Wirkstoffe für die Hepatitis-C-Therapie in der Pipeline, teilweise auch gerade schon zugelassen. Es werden primär drei Klassen von Inhibitoren des Replikationszyklus der HC-Viren entwickelt: NS3-Proteaseinhibitoren wie Asunaprevir und Paritaprevir, NS5A-Inhibitoren (Elbasvir und Ombitasvir) und NS5B-Inhibitoren wie Beclabuvir und Tegobuvir. |
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