Mehr als Kugelschreiber und bunte Tüten

Die Pharma-World soll Fortbildung auf die Messe bringen

jb | Prall gefüllte Tüten und wissenschaftliche Daten, bunte Kugelschreiber und Evidenz. Expopharm und Fortbildung – Dinge, die auf den ersten Blick bisher nichts miteinander zu tun haben. Mit der Pharma-World haben die Veranstalter den Versuch gewagt, sie dennoch zusammenzubringen. Mehr als in den Jahren zuvor – die Pharma-World gibt es jetzt das dritte Jahr – wurde versucht, den Fortbildungsaspekt mehr in den Vordergrund zu rücken.

So hatten 25 Hersteller die Gelegenheit sich und ihre Produkte zu präsentieren, dazu fanden indikationsbezogene Vorträge statt, die jedoch weitestgehend produktneutral gehalten waren. Mit Verdauungsbeschwerden über Erkältung und Mikronährstoffe bis hin zur „Pille danach“ war ein breites ­Themenfeld geboten. Die Auswahl der Vorträge und Referenten erfolgte auf Anregung der Hersteller. Allerdings habe man sich vorbehalten, Vorträge abzulehnen, berichteten die Frankfurter Professoren Manfred Schubert-Zsilavecz und Theo Dingermann, die als eine Art wissenschaftlicher Beirat für die Pharma-World fungierten. Man habe Wert darauf gelegt, so Dingermann, Experten auf dem jeweiligen Gebiet als Referenten zu gewinnen, und nicht Marketing-Leute, wie sie von den Herstellern zum Teil vorgeschlagen wurden.


So ging es in den Vorträgen größtenteils um Leitlinien und Empfehlungen basierend auf wissenschaftlichen Daten. Auch wenn anhand der genannten Wirkstoffe die Brücke zu den Ausstellern der Pharma-World und ihren Produkten leicht zu schlagen war, standen diese aber nicht im Vordergrund. Während ein und desselben Vortrags ließ sich bei manchen Themen durchaus der Bezug zu Präparaten mehrerer Firmen herstellen, so zum Beispiel bei der Obstipation, wo die leitliniengerechte Therapie Bisacodyl (Dulcolax®) und Macrogole (Movicol®) umfasst. Bei anderen Themen wie der „Pille ­danach“ war das aus Mangel an alternativen Wirkstoffen oder Anbietern aber nicht möglich.

Produktbezogen ...

In der Ausstellung präsentierten sich die Hersteller, in der Regel vertreten durch Außendienstmitarbeiter, dann mit ihren Produkten. Bei den meisten war dabei schon ein gewisser Fokus auf pharmazeutische und beratungs­relevante Inhalte zu erkennen – zumindest in größerem Ausmaß als das sonst auf der Expopharm der Fall war. Aber selbstverständlich durften auch die üblichen Messegoodies wie Kugelschreiber, Taschen und Gewinnspiele nicht fehlen. Aber im Vergleich zum Rest der Messe, auf dem die Besucher ihre übergroßen Taschen fleißig mit Give-aways füllten, ging es in der Pharma-World diesbezüglich eher ­gemäßigt zu.

... oder ganz wissenschaftlich

Einen völlig anderen Ansatz hingegen verfolgte die Firma Boehringer. So präsentierten sich die Ingelheimer ganz und gar wissenschaftlich. Am Stand informierten Mitarbeiter der MedWiss über die leitliniengerechte Therapie von Verstopfung, Durchfall und Kopfschmerzen. Indikationen, bei denen selbstverständlich Boehringer-Produkte eine Rolle spielen. Dennoch suchte man Markennamen oder Packungen vergeblich, sämtliche Empfehlungen beschränkten sich auf Wirkstoffe. Der Messeauftritt entstand, wie MedWiss-Mitarbeiter Dr. Manuel Plomer berichtete, unter alleiniger Federführung der MedWiss und nicht, wie sonst üblich, des Marketings. Das passt auch ganz zu der ­Position, in der Dr. Tobias Mück, Leiter der MedWiss, seine Abteilung gerne sehen möchte: Als Ansprechpartner für wissenschaftliche und therapeutische Fragestellungen und nicht nur als Produktinformation. Es gehe dabei um wissenschaftliche Information und nicht darum, Konkurrenzprodukte ­zugunsten der eigenen schlecht zu machen, sagte er in einer Podiums­diskussion, die ebenfalls im Rahmen der Pharma-World stattfand.

Wie kam’s an?

Soweit sich das aus der Zahl der Zu­hörer ableiten lässt, zeigten sich die Messebesucher interessiert an der Verknüpfung von Messe und Fortbildung. Die Reihen waren bei den Vorträgen meist gut gefüllt, bei einigen gab es sogar nur noch Stehplätze. Die zentrale Lage und die offene Bauweise der Pharma-World, die dazu einluden im Vorbeigehen kurz zu verweilen, trugen dazu sicherlich ihren Teil bei. Was die Stände betraf, schienen dann aber doch die eine größere Anziehungskraft auf die Besucher auszuüben, die etwas zu verschenken hatten. Allerdings können hier temporäre Eindrücke das Gesamtbild auch verfälschen. Auf der Herstellerseite lobte laut einer Pressemeldung des Veranstalters eine Brand-Managerin der Hermes Arzneimittel GmbH vor allem die hochfrequentierte Lage der Pharma-World, die nicht zu überbieten sei. Zudem bedankte sie sich für die perfekte Organisation. Auch der Veranstalter zeigte sich zufrieden. So sei das innovative Konzept der räumlichen Verknüpfung von wissenschaftlich hochwertigen, indikationsbezogenen aber produktneutralen Vorträgen mit den Lösungsangeboten der Aussteller aus der pharmazeutischen Industrie einmal mehr aufgegangen, erklärte Metin Ergül, Geschäftsführer der Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker. Gekoppelt mit der Lounge-Atmosphäre habe sich die Pharma-World zum zentralen Treffpunkt für den Austausch zwischen den Partnern aus Apotheke und Industrie entwickelt. |

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