Prisma

Spitzenforschung in den Biowissenschaften

Dreimal Leibniz-Preis 2016

cae | Die Deutsche Forschungs­gemeinschaft (DFG) zeichnet zehn Wissenschaftler mit den Leibniz-Preisen 2016 aus. Drei von ihnen forschen in den Biowissenschaften.
Foto: Emmanuelle Charpentier

Emmanuelle Charpentier

Emmanuelle Charpentier, Mikrobiologin am Helmholtz-Zentrum für Infek­tionsforschung (HZI) in Braunschweig und Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover, hatte erst im November den Wissenschaftspreis Niedersachsen erhalten. Gewürdigt wurde sie für die von ihr entwickelte molekularbiologische Methode mit dem Kürzel CRISPR-Cas9 (sprich: krisperkas). CRISPR sind wiederholt auftretende DNA-Sequenzen im Genom von Bakterien, und Cas sind mit CRISPR assoziierte Proteine. Durch sie schützen sich Bakterien vor tödlicher Fremd-DNA, insbesondere von Viren. Charpentier hat dieses sehr komplexe System vereinfacht, sodass es gentechnologisch einsetzbar ist. CRISPR-Cas9 ist eine „RNA-basierte, programmierbare DNA-Schere“. Mit ihr lassen sich bei Embryonen DNA-Abschnitte gezielt herausschneiden oder einfügen. Hierfür wurde schon der Begriff „Genom-Editing“ geprägt (s. DAZ 2015, Nr. 19, S. 46).

Der Biochemiker Frank Bradke am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn erhält den Leibniz-Preis für seine Forschungen über die Regeneration von geschädigten Nervenzellen, wobei er sich auf bestimmte Fortsätze der Zellen, die Axone, konzentrierte. Er entdeckte, dass eine Stabilisierung der Mikrotubuli in den Axonen mithilfe des Krebstherapeutikums Paclitaxel (Taxol®) die Regeneration der Axone fördern kann. „Nebenbei“ entdeckte er, dass dieser Mechanismus auch die unerwünschte Narbenbildung nach Verletzungen im Rückenmark hemmt.

Die Biochemikerin Marina Rodnina vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen wird für ihre Forschungen zur Funktion von Ribosomen ausgezeichnet. So entdeckte sie zahlreiche Details im Prozess der Translation, der Synthese von Proteinen aufgrund der durch RNA-Stränge übermittelten genetischen Information. Sie klärte u. a. die Funktion des bakteriellen Translationselongationsfaktor EF-P auf, wodurch sich neue Möglichkeiten der Abwehr von Bakterien er­öffnen. Zudem entschlüsselte sie den Mechanismus des „Umkodierens“: Änderungen des Leserasters in der Translation ermöglichen es, mit derselben DNA mehrere Proteine herzustellen.

Die Leibniz-Preise sind mit 2,5 Millionen Euro dotiert und werden am 1. März 2016 in Berlin übergeben. |

Quelle

www.dfg.de, Pressemitteilung vom 10.12.2015

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