Gesundheitspolitik

Kommentar: Warnendes Beispiel

Christine Ahlheim, stellvertretende Chefredakteurin der AZ

Was haben die Europäische Union und die ABDA gemeinsam? Nun, die Aktivitäten der EU werden immer wieder seitens der Bürger kritisiert. Allein: In Brüssel hat man kein Ohr für diese Kritik, die Menschen fühlen sich nicht ernst genommen und entfremden sich immer mehr von der europäischen Idee. Dazu kommt, dass aufgrund der komplizierten Konstruktion der Europäischen Institutionen die demokratische Legitimation trotz EU-Parlament nicht deutlich sichtbar wird. Der Brexit war Folge und trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung.

Auch viele Apotheker fühlen sich nicht ernst genommen von der ABDA-Spitze, empfinden diese als abgehoben und selbstherrlich. Demokratische Elemente sind in der ABDA zwar vorhanden, aber gegen ihren Ausbau wehrt man sich in Berlin vehement: Die Direktwahl des ABDA-Präsidenten wird ebenso abgelehnt wie mehr Transparenz zum Verbleib der Apothekertagsanträge.

Dass die Kammerversammlung von Brandenburg nun beschlossen hat, die ABDA-Beiträge zu halbieren, zeigt, dass die Basis nicht mehr bereit ist, alles abzunicken, was die ABDA-Spitze ihr vorsetzt (siehe den Beitrag: „Die Kammer Brandenburg setzt ein Zeichen“). Das ist noch nicht die große Revolution, aber ein deutliches Aufmucken. Nun sind wir wieder bei der EU – dass Großbritannien geht, hätte vor wenigen Jahren niemand für möglich gehalten. Auch die ABDA-Spitze sollte sich nicht zu sicher fühlen: Will sie verhindern, dass irgendwann tatsächlich die ersten Kammern oder Verbände austreten, muss sie den Apothekern an der Basis zeigen, dass sie nicht nur Beiträge zahlen, sondern auch gehört und vertreten werden.

Dr. Christine Ahlheim

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