Gesundheitspolitik

Lukrative Nebenjobs

BERLIN (bro/ks) | Eine Reihe von Bundestagsabgeordneten begnügt sich nicht mit ihrer Abgeordnetendiät. Das zeigt die neue Nebeneinkunfts-Statistik von abgeordnetenwatch.de.
Auch Gesundheitspolitiker finden sich im Ranking.

Ein Mitglied des Bundestags (MdB) erhält für seine Tätigkeit eine Abgeordnetendiät von rund 112.000 Euro pro Jahr. Vielen Politikern reicht das offenbar nicht. Das Transparenz-Portal abgeordnetenwatch.de hat die Nebenverdienste aller Bundestagsabgeordneten recherchiert und in Tabellen zusammengefasst. Danach haben 162 der insgesamt 630 Abgeordneten Nebeneinkünfte gemeldet. Ihre Zuverdienste liegen in dieser Legislaturperiode bei mindestens 18 Millionen Euro. Wer allerdings dazuverdient, muss dies der Bundestagsverwaltung mitteilen – jedenfalls wenn die Einkünfte über 10.000 Euro pro Jahr liegen. Genaue Angaben müssen die Politiker dabei nicht machen: Es gibt einen zehnstufigen Einnahmenkatalog, bei dem die MdBs jeweils nur die Stufe angeben müssen. Die höchste Stufe (Stufe 10: Verdienste über 250.000 Euro) ist zudem nach oben offen.

Landwirte ganz vorne dabei

Am meisten nebenher verdient hat der CSU-Abgeordnete Philipp Graf Lerchenfeld, der die Union im Finanzausschuss des Bundestages vertritt. Seine Nebeneinkünfte seit 2013 werden auf mindestens 1,73 Millionen Euro geschätzt. Lerchenfeld ist selbstständiger Landwirt und nebenbei in mehreren süddeutschen Unternehmen tätig, etwa der Bayernwerke AG oder der Südzucker AG. Außerdem ist er Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Übrigens: In der Top-10 der MdB mit den höchsten gemeldeten Nebeneinkünften finden sich noch drei weitere Landwirte, allesamt CDU-Politiker.

Rudolf Henke findet sich auf Platz 10 der Nebeneinkunftsliste ...

Als erster Gesundheitspolitiker ist Rudolf Henke (CDU) auf Rang 10 gelistet. Henke hat bis zu 861.000 Euro dazuverdient. Seine Einnahmen stammen hauptsächlich aus einer ärztlichen Tätigkeit sowie mehreren Tätigkeiten in Unternehmen aus dem Gesundheitswesen. Unter anderem ist Henke Beiratsmitglied und Mitglied der Vertreterversammlung bei der Apobank. Zudem erhält er Bezüge als Präsident der Ärztekammer Nordrhein sowie als 1. Vorsitzender des Marburger Bundes.

Der letzte verbliebene Apotheker im Bundestag, Michael Fuchs (CDU), liegt mit seinen Nebeneinkünften auf Platz 13. Der Industrie- und Wirtschaftspolitiker verdiente bis zu 556.500 Euro dazu. Seine Apotheke hat Fuchs schon vor Jahren aufgegeben. Inzwischen ist er in Beiräten mehrerer Unternehmen, verdient mit Vorträgen und ist ehrenamtliches Mitglied in mehreren Verbänden. Fuchs hatte im Frühjahr bekannt gegeben, nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren.

Kühne setzt auf Matratzen

Auf Platz 21 liegt Roy Kühne. Der Gesundheitspolitiker hatte sich zuletzt während der Schiedsstellenverhandlungen zu Null-Retaxationen für die Apotheker stark gemacht. Kühne ist Physiotherapeut und betreibt die Matratzen-Firma „Dr. Roy Kühne Schlafkomfort“. Auch als Physiotherapeut verdiente Kühne seit 2013 immerhin bis zu 30.000 Euro hinzu. Insgesamt nahm der CDU-Politiker seit 2013 bis zu 413.000 Euro zusätzlich ein.

Foto: spdfraktion.de
... Karl Lauterbach auf Platz 45, damit relativ weit hinten, aber immer noch mit bis zu 188.000 Euro.

Lauterbach auf Rang 45

Nach einem größeren Abstand folgt auf Rang 45 der erste SPD-Gesundheitspolitiker, Karl Lauterbach (bis zu 188.000 Euro). Er hielt seit 2013 mehrere politische, teilweise auch medizinische Vorträge, für die er Honorare kassierte. Für seine Tätigkeit als Buchautor bekam der SPD-Politiker bis zu 30.000 Euro. Außerdem ist Lauterbach Aufsichtsratsmitglied bei der Rhön-Klinikum AG, hier verdient er bis zu 15.000 Euro.

Gesundheitspolitiker im unteren Tabellen-Drittel

Auf Rang 70 folgt schließlich der CDU-Arzneimittel-Experte Michael Hennrich. Er war beispielsweise sechs Monate lang in einem Beirat der Cui Bono Health-Consulting, die pharmazeutische Unternehmen u.a. in Fragen der Marktzulassung und Nutzenbewertung berät. Diese Nebentätigkeit hat der CDU-Politiker inzwischen aber aufgegeben. Hennrich ist noch in einem privaten Versicherungsunternehmen tätig und hielt diverse Vorträge, einige davon vor Vertretern von Pharmakonzernen. Insgesamt kassierte Hennrich mehr als 136.000 Euro.“

Der letzte Gesundheitspolitiker mit nennenswerten Nebenverdiensten ist Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf Platz 58. Er nahm nach der vergangenen Bundestagswahl mindestens 30.000 Euro zusätzlich ein. Diese Verdienste gehen laut Bundestagsverwaltung aber auf Tätigkeiten zurück, denen Gröhe inzwischen nicht mehr nachgeht. Seitdem er Minister ist, ist Gröhe beispielsweise nicht mehr Generalsekretär der CDU. Für diesen Job kassierte er bis zu 15.000 Euro zusätzlich. Seine ehrenamtliche Mitgliedschaft in der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands hat der Minister allerdings nicht aufgegeben. |

(In der ursprünglichen Version dieses Artikels hatten wir geschrieben, Michael Hennrich habe als Unternehmensberater Pharmaunternehmen vor der Einreichung von Nutzenbewertungsdossiers beraten. Das entspricht nicht den Tatsachen. Wir möchten uns bei Herrn Hennrich und unseren Lesern für diesen bedauerlichen Fehler entschuldigen.)

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