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Wirtschaft
Abend-Dämmerung bei der Stada
Hauptversammlung wählt Aufsichtsratschef ab / Teilerfolg für AOC
Schon seit etlichen Wochen schwelt der Konflikt um die Zukunft der Stada, und entsprechend groß war das Interesse der Aktionäre: Gut 57% des Kapitals waren bei der Hauptversammlung vertreten, während bei früheren Aktionärstreffen höchstens 37% der Anteile anwesend waren. Rekordverdächtig dürfte auch sein, dass die Hauptversammlung sich über 13 Stunden hinzog ...
Das zentrale Ergebnis ist die Abwahl des Aufsichtsratschefs Martin Abend: 56% der Stimmen waren gegen ihn. Damit erhielt Abend eine Quittung dafür, dass er gegenüber dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Hartmut Retzlaff seine Aufgabe als Kontrolleur nicht ausreichend wahrgenommen und u. a. dessen allzu üppigen Bezüge und Pensionsansprüche sowie die ungewöhnlich steile Karriere des Sohns in der Stada geduldet hatte. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Carl Ferdinand Oetker konnte dagegen den Abwahlantrag gegen sich abwehren und wurde später sogar zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt.
Nur ein AOC-Kandidat kommt in den Aufsichtsrat
Damit konnte AOC einen Teilerfolg erringen. Eigentlich wollte der aktionistische Investor, der mit mehr als 5% an der Stada beteiligt ist, die gesamte Arbeitgeberseite des Aufsichtsrats nach seinen Vorstellungen neu besetzen. Der einzige AOC-Kandidat, der bei den Aktionären durchkam, ist der Jurist Erich Cornut.
Zwei der Stada-Vorschläge für den Aufsichtsrat – Opel-Managerin Tina Müller und Rolf Hoffmann, zuletzt bei Amgen tätig – wurden von AOC akzeptiert und mit großer Mehrheit gewählt. Die zwei anderen Stada-Kandidaten Birgit Kudlek und Gunnar Riemann konnten jeweils erst nach einer Stichwahl gegen die AOC-Kandidaten Klaus-Joachim Krauth und Hans-Helmut Fabry in den Aufsichtsrat einziehen. Im Nachgang zur Hauptversammlung bezeichnete AOC in einer Pressemeldung dieses Vorgehen als „Anwendung einer zweifelhaften Satzungsbestimmung“ und kündigte an, rechtliche Schritte zu prüfen.
Neues Gehaltssystem abgelehnt
Nach den Erfahrungen mit den Gehaltsauswüchsen bei Ex-Chef Retzlaff haben die Aktionäre offenbar das Vertrauen in die Stada-Führung beim Thema Vorstandsbezüge verloren: Ein neues System zur Vergütung wurde zu 75% abgelehnt. Mit großer Mehrheit angenommen wurde dagegen die – vom AOC initiierte – Abschaffung der vinkulierten Namensaktien.
Peter Barth, Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), sieht in den Aktivitäten von AOC durchaus Vorteile: „Stada ist aus seinem Dornröschenschlaf wach gerüttelt worden, nicht wachgeküsst.“ Andererseits verlangt er von AOC die Offenlegung der eigenen Interessen – es könne nicht einmal ausgeschlossen werden, dass dahinter ein Konkurrent stehe.
Wie geht es nun weiter? Strebt AOC tatsächlich, wie von Kritikern behauptet, die Zerschlagung oder Übernahme der Stada an? Oder soll der Konzern nur profitabler werden? Die nächste Hauptversammlung ist am 8. Juni 2017, ebenfalls im Saal Harmonie. Ob bis dahin wieder mehr Harmonie bei der Stada eingekehrt ist, bleibt abzuwarten. |
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