Gesundheitspolitik

Gröhe will Rx-Versand verbieten

Zuspruch in der Union – bei SPD-Abgeordneten ist noch Überzeugungsarbeit nötig

BERLIN (ks) | Zur Freude der ABDA nimmt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Sorgen der Apotheker nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu Rx-Boni für ausländische Versandapotheken ­offenbar ernst. In seinem Ministerium hat man die Vorschläge, was nun geschehen soll, geprüft und abgewägt. Das Ergebnis: Es soll ein Gesetz zum Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln vorbereitet werden. Dies meldete am Abend des 27. Oktober zunächst die „Rheinische Post“ in ihrer Online-Ausgabe. Eine Sprecherin des Ministeriums bestätigte die Pläne gegenüber der AZ. Zugleich will Gröhe jetzt bei den Fraktionen für diesen Weg werben. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kann das nur begrüßen: „Dass das Bundesgesundheitsministerium jetzt einen dringenden Handlungsbedarf sieht und schnell reagieren will, ist ebenso notwendig wie vernünftig“. DocMorris hingegen will sich gegen ein solches Verbot wehren und auch die Kassen melden Kritik an.

Möglicherweise geht es nun schneller als man es der Politik zugetraut hätte. Minister Gröhe jedenfalls will das Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Schon unmittelbar am Tag des Luxemburger Urteilsspruchs am 19. Oktober erklärte er: „Ich bin fest entschlossen, das Notwendige und das uns Mögliche zu tun, damit die flächendeckende Arzneimittel­versorgung auf hohem Niveau durch ortsnahe Apotheken weiterhin gesichert bleibt.“

Vergangene Woche Dienstag waren bereits ABDA-Präsident Schmidt, DAV-Vorsitzender Fritz Becker und BAK-Präsident Andreas Kiefer bei Gröhe, um mit ihm über die Folgen des Urteils zu sprechen. Zudem suchten Apotheker im ganzen Land das Gespräch mit ihren Wahlkreisabgeordneten. Offenbar zeigt die Arbeit der Standesvertretung Wirkung. Vor allem in der Union gibt es zunehmend klare Stimmen für ein Rx-Versandverbot. Bei der SPD wird Gröhe mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen. Schließlich wurde der Arzneimittelversandhandel seinerzeit unter der SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt eingeführt – daran erinnert sich nicht zuletzt Fraktions-Vize Karl Lauterbach noch gut. Für die ABDA heißt es nun abwarten, wie die Details der Ministerpläne aussehen werden.

DocMorris will kämpfen

Bei DocMorris dürften Gröhes jüngste Ankündigungen hingegen nicht gut ankommen. Der lange steinige Weg zum Sieg vor dem EuGH könnte so am Ende in die Sackgasse führen. Allerdings zeigte sich die Führungsspitze der niederländischen Versandapotheke schon am Tag der Urteilsverkündung weiter kampfbereit. DocMorris-CEO Olaf Heinrich bekräftigte nun gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, gegen ein Rx-Versandverbot vor dem Verfassungsgericht klagen zu wollen. Er ist überzeugt: „Beim Verbot des Versandhandels geht es den Apothekern nicht um die Sicherung der flächendeckenden Versorgung, es geht ihnen um die Sicherung wirtschaftlicher Interessen.“

GKV-Spitzenverband: Alle Vertriebswege nutzen

Kein Verständnis für ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel hat auch der stellvertretende Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg: „Im 21. Jahrhundert eine ganze Branche per Gesetz vom Online-Versandhandel ausschließen zu wollen, erscheint nicht zeitgemäß“, sagte er. Seit Jahren „ergänzten“ Online-Apotheken die traditionellen Apotheken bei der Versorgung. Stackelberg findet: „Zur Arzneimittelversorgung sollten alle Vertriebswege, die eine sichere Versorgung garantieren, genutzt werden – ob Pick-up-Stellen, Versandhandel oder die traditionelle Apotheke an der Ecke.“ Vor diesem Hintergrund sollte das EuGH-Urteil nicht als Bedrohung, sondern als Chance begriffen werden. „Jenseits der Lobbyinteressen der niedergelassenen Apotheker lässt sich kein Grund erkennen, warum der Online-Versandhandel mit Medikamenten pauschal verboten werden sollte“, sagt Stackelberg. |

1 Kommentar

Verlogen

von Dirk Krüger am 01.11.2016 um 12:56 Uhr

Lieber DocMorris-Chef, wenn Sie ehrlich wären und nicht ausschließlich Ihre eigenen Interessen vertreten würden, müsste Ihre Aussage lauten: " Die Apotheker vertreten ihre legitimen wirtschaftlichen Interessen, sichern so die Existenz ihrer Präsenzapotheken und damit die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln vor Ort ." Sie wollen leicht durchschaubar die Politiker, das Publikum und uns für dumm verkaufen, wenn Sie einen Widerspruch zwischen beiden Aussagen konstruieren. Das Eine bedingt das Andere! Herr Gröhe hat das immerhin erkannt, Herr Lauterbach ist unbelehrbar, hoffentlich nicht seine Genossen.

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