Wirtschaft

US-Pharma erwartet Preisdruck

Clinton und Trump wollen Arzneimittelpreise senken, wenn sie Präsident werden

ts | Die US-Biotech- und Pharmabranche blickt mit Sorge auf die Präsidentschaftswahlen. Sowohl Hillary Clinton als auch Donald Trump wollen im Falle ihres ­Sieges die Arzneimittelpreise ­deckeln. Der Industrieverband PhRMA sammelt deshalb kräftig Geld für eine Gegenkampagne.

Der Biotech- und Pharmaindustrie in den USA schwant nichts Gutes. Beide Präsidentschaftskandidaten wollen im Falle ihrer Wahl die Preise im Rahmen des US-Medicare-Programms neu verhandeln und verstärkt Importe aus anderen Ländern zulassen.

Angesichts dieses Szenarios bittet der US-Biotech und Pharmaverband PhRMA seine Mitglieder derzeit, zusätzlich 100 Millionen Dollar für den erwarteten Preiskampf nach den US-Wahlen bereitzustellen, berichtet das US-Magazin Politico. Durch einen 50-prozentigen Anstieg der Mitgliederbeiträge würde der Verband dann über ­einen jährlichen Etat von rund 300 Millionen Dollar verfügen – ein Niveau, das seit der Obamacare-Debatte im Jahr 2009 nicht wieder erreicht worden ist.

Konkret soll in Anzeigen beispielsweise gezeigt werden, wie Patienten mithilfe neuer Arzneimittel mehrere Jahre länger überleben. Zudem will der Verband die Komplexität und die hohen Kosten bei der Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe darstellen. Dabei läuft die Lobbying- und Marketing-Kampagne von PhRMA parallel zu den Bemühungen des US-Biotechverbandes Bio. Der hatte bereits im Juni mitgeteilt, in der Diskussion um Arzneimittelpreise verstärkt eingreifen zu wollen.

Die US-Pharmaindustrie kämpft darüber hinaus gegen eine geplante Gesetzesinitiative namens „Proposition 61“, über die anlässlich der Präsidentschaftswahlen am 8. November in Kalifornien abgestimmt wird. Dabei geht es um die Frage, ob eine Obergrenze bei den staatlichen Arzneimittel-Ausgaben definiert werden soll. Die Kosten sollen sich demnach künftig an den Preisen orientieren, die die in den USA finanziell begünstigte Gruppe der Veteranen für Arzneimittel bezahlt. Obwohl die Pharmabranche nach US-Medienberichten 109 Millionen Dollar zur Abwehr dieses Vorhabens investiert hat, sollen laut neuen Umfragen derzeit rund 50 Prozent der kalifornischen Wähler die Kostendeckelung unterstützen, während lediglich 16 Prozent dagegen seien. 34 Prozent der Bürger seien noch unentschlossen. Pharmavertreter fürchten, dass das Beispiel Kalifornien im Erfolgsfall auch in anderen US-Bundesstaaten angewendet werden könnte.

In jedem Fall muss die Branche Millionen von Bürgern in den gesamten USA überzeugen. Denn die jüngsten Preissteigerungen wichtiger Arzneimittel haben bei vielen US-Amerikanern großes Unbehagen erzeugt. Jüngste Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der demokratischen als auch der republikanischen Wähler die Ideen ihrer jeweiligen Präsidentschaftskandidaten zur Eindämmung der Arzneimittelkosten unterstützt.

PhRMA zählt seit Langem zu den größten zahlenden Lobbyorganisationen in der US-Hauptstadt Washington. Allein in diesem Jahr soll die Organisation bislang 11,8 Millionen Dollar gespendet haben, die viertgrößte Summe in der US-Lobbybranche. Zu den Mitgliedsunternehmen von PhRMA zählen bekannte Namen wie Abbvie, Amgen, Bayer, Boehringer Ingelheim oder Pfizer. Auch der Generikahersteller Teva soll neu aufgenommen werden, um die finanzielle Basis des Verbandes zu verbreitern. |

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