Gesundheitspolitik

„Ökonomisch falsch“

Gesundheitsökonom widerspricht EuGH-Argumenten

DÜSSELDORF (wes) | Für den Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Uwe May stellt die Preisbindung für Arzneimittel ein probates Mittel dar, um die flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Auf dem 4. OTC-Gipfel vorige Woche in Düsseldorf ging er hart mit den EuGH-Richtern, manchen seiner Kollegen und vielen Wirtschaftsjournalisten ins Gericht.

Die im Urteil aufgeführten Argumente gegen die grenzüberschreitende Arzneimittelpreisbindung „mögen hauptsächlich ökonomisch motivierte Gründe gewesen sein – aber sie sind eben ökonomisch falsch“, sagte May, der an der Hochschule Fresenius den Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie innehat. Es sei doch gang und ­gäbe, dass die Finanzierung von sogenannten Öffentlichen Gütern vom Staat „paternalistisch“ geregelt werde. „Für die Bundeswehr oder unser Bildungswesen ist das doch nicht grundsätzlich anders“, so May. Diese Bereiche, für die der einzelne Bürger nicht bereit sei, konkret Geld zu bezahlen und die ein Marktsystem daher nicht bereitstellt, die eine Gesellschaft aber zum Funktionieren braucht, würden über Steuern finanziert. Bei der flächendeckenden Arzneimittelversorgung sei das ähnlich, nur dass der Staat hier statt einer Steuerfinanzierung eben das Mittel der Preisbindung gewählt hat. „Volkswirtschaftlich ergibt das durchaus Sinn!“

In seinem vorhergehenden Vortrag hatte May überzeugend dargelegt, dass die Apotheken durch ihre gute Erreichbarkeit und fachliche Beratung dem solidarischen Gesundheitswesen Milliardensummen einsparen. Er stellte eine eigene, bisher unveröffentlichte Untersuchung vor, die belegt, dass die Apotheken maßgeblich zur erfolgreichen Selbstbehandlung von Patienten mit leichten Gesundheitsstörungen beitragen. Die größten Einsparungen ergeben sich dabei aus der Reduzierung der Arzt- und Arzneimittelkosten.

Der Gastgeber des OTC-Gipfels, Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, bezeichnete das Rx-Versandverbot als „alternativlos“. Andere Lösungsvorschläge, wie die Wett­bewerbsverzerrung zugunsten der ausländischen Arzneimittelversender beseitigt werden könnten, ohne einen für viele Apotheken ruinösen Preiswettbewerb zu ermöglichen, bräuchten zu viel Zeit. „Das Versandverbot könnte schnell umgesetzt werden, ohne das ganze System zu verändern“, so Preis. |

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