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Arzneimittel und Therapie
Acarbose senkt Darmkrebsinzidenz
Diabetes-Therapie sollte dennoch nicht nach Krebsrisiko ausgerichtet werden
In einer taiwanischen Kohortenstudie wurde der Einfluss einer Acarbose-Einnahme auf die Inzidenz kolorektaler Karzinome bei Diabetikern untersucht; Grundlage waren Daten von rund 1,34 Millionen Patienten, bei denen zwischen 1998 und 2010 Diabetes mellitus diagnostiziert worden war. Rund 18% der Probanden dieser Kohorte hatten Acarbose eingenommen (Anmerkung: Acarbose wird in ostasiatischen Ländern sehr häufig verordnet. In Deutschland führt der α-Glucosidase-Inhibitor eher ein Schattendasein). Den knapp 200.000 Patienten, die Acarbose als First-line-Therapie erhalten hatten, wurde eine im Hinblick auf Alter, Geschlecht, Krankheitsdauer und Komorbiditäten entsprechende Kontroll-Gruppe zugeordnet, die ein anderes Antidiabetikum als erstes Mittel erhalten hatte.
Dosis-Wirkungs-Beziehung
Die Auswertung der Daten – in rund 1,5 Millionen Patientenjahren waren 1332 neue kolorektale Karzinome aufgetreten – führte zu folgenden Aussagen: Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, war für Patienten der Acarbose-Gruppe im Vergleich zur Kontroll-Gruppe um 27% reduziert. Diese Risikoreduktion zeigte eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung und war unter der höchsten Dosis (> 365 mg kumulierte definierte Tagesdosen [cDDD]) mit einer Abnahme um 54% am stärksten ausgeprägt (siehe Abb.). Die tumorprotektiven Effekte scheinen mit der durch Acarbose verursachten Malabsorption von Kohlenhydraten und einem dadurch bedingten veränderten fäkalen Gallensäuremuster zusammenzuhängen.
Krebsrisiko unter Antidiabetika
Inwieweit Antidiabetika das Krebsrisiko beeinflussen, wird bei unklarer Datenlage seit Längerem diskutiert. Glibenclamid in hohen Dosen ist mit einem erhöhten Tumorrisiko assoziiert. Für Pioglitazon findet sich in der Fachinformation der Hinweis auf ein nicht auszuschließendes Blasenkrebsrisiko. Ebenfalls wird ein möglicherweise erhöhtes Krebsrisiko unter Insulinanaloga diskutiert. Metformin und Acarbose scheinen hingegen tumorprotektiv zu wirken.
Die teilweise widersprüchlichen Daten können zu Verunsicherungen bei Patient und Arzt führen. Der Krebsinformationsdienst rät, die Wahl der antidiabetischen Therapie nicht nach möglichen Krebsrisiken auszurichten, und weist darauf hin, dass vornehmlich bestätigte Risikofaktoren wie Bewegungsmangel und Übergewicht vermieden werden sollten. |
Quellen
Tseng Y et al. Use of an α-glucosidase inhibitor and the risk of colorectal cancer in patients with diabetes: A nationwide, population-based cohort study. Diabetes Care 2015;38:2068-2074
https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2015/fk5-antidiabetika-krebsrisiko.php (Zugriff am 24.02.2016)
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