Die Seite 3

Nachrichten(t)raum

Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Benjamin Wessinger, Chefredakteur der DAZ

Einen „Newsroom“ will die ABDA also auf ihrer Website einrichten. Weil dafür ein neuer Mitarbeiter eingestellt werden soll, ist das Vorhaben im Haushaltsentwurf und mit diesem in der Öffentlichkeit gelandet (s. „ABDA-Haushalt verabschiedet“, S. 12 dieser DAZ). Viel mehr als das, was in diesem Entwurf steht, ist bisher jedoch noch nicht bekannt geworden. Wir wissen also, dass „über täglich neue Nachrichten und Informationen die Arbeit, Leistung und politischen Ziele des ABDA-Verbundes konsequent“ dargestellt und unterstützt, dass Pressematerial, Social-Media-Beiträge, Dossiers und Veranstaltungshinweise bereitgestellt und dass die Inhalte „verlässlich sowie journalistisch professionell“ aufbereitet werden sollen.

So wenig man bisher weiß, so groß ist die Verwunderung über dieses Vorhaben. Dem Vernehmen nach auch bei einigen Landesapothekerkammern und -verbänden, die bei der ABDA-Mitgliederversammlung großen Redebedarf gehabt haben sollen. Auch als Redakteur einer pharmazeutischen Fachzeitschrift wundert man sich, muss man aktuell doch eher den Eindruck gewinnen, als ob es der ABDA in den allermeisten Fällen am liebsten wäre, es würde überhaupt nicht über sie berichtet. Erfolge sollen bloß nicht an die große Glocke gehängt werden – nicht dass noch jemand neidisch wird. Über Misserfolge soll naturgemäß am besten geschwiegen werden, das ist menschlich nur allzu verständlich. Strategien und Ziele will man nicht zu früh verraten, Konzepte und „B-Pläne“ für den Fall, dass jemand einen Grundpfeiler der Apothekenstruktur angreift (beispielsweise ein europäisches Gericht …), dürfen auf keinen Fall bekannt werden – sie könnten als Eingeständnis missverstanden werden, dass man den eigenen Argumenten nicht traut oder gar als Vorschläge der Apothekerschaft. Es gäbe noch etliche Beispiele für diese Art der „Öffentlichkeitsarbeit“. Und nun will die ABDA jeden Tag Nachrichten verbreiten, um ihre Ziele und ihre Arbeit darzustellen?

Selbst wenn jetzt plötzlich tatsächlich die große Transparenzoffensive ausbrechen sollte: Das Problem der ABDA-Öffentlichkeitsarbeit ist doch nicht, dass es bisher keine Plattformen gibt, um diese Informationen loszuwerden. Es gibt Online-Branchenportale, Social-Media-Kanäle und Fachzeitschriften wie die DAZ, die die Apotheker über alle interessanten Themen unterrichten. Ja, die ABDA leistet sich sogar ein wöchentlich erscheinendes „Zentralorgan“, die Verbandszeitschrift „Pharmazeutische Zeitung“, die für die Verbreitung der Nachrichten auf allen Kanälen sorgen kann.

Als Beobachter der aktuellen Trends auf dem Medienmarkt beschleicht einen sowieso ein ganz anderer Verdacht. Auch viele Ministerien in Berlin versuchen zunehmend, bei Medienanfragen auf vorbereitete Statements und selbst pro­duziertes Film- oder Audiomaterial zu verweisen, das von der Website heruntergeladen werden kann. So lassen sich kritische Nachfragen bei heiklen Themen geschickt vermeiden. Solche Überlegungen würden durchaus zur aktuellen Strategie der ABDA-Öffentlichkeitsarbeit passen, die viele Bereiche (z. B. die Werbekampagne für die Apotheke) sichtlich professionalisiert hat, auf der anderen Seite aber den direkten Kontakt der Mandatsträger zu den Medien zu kontrollieren versucht.

Das glauben Sie nicht? Überlegen Sie doch einfach einmal, ob die ABDA zukünftig eine Neuausrichtung ihrer Öffentlichkeitsarbeit, für die nicht unerhebliche finanzielle und personelle Kapazitäten bereitgestellt werden müssen, wohl frühzeitig in ihrem „Newsroom“ ankündigen wird, damit die „Fachöffentlichkeit“ darüber intensiv diskutieren kann ...

Benjamin Wessinger


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