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Arzneimittel und Therapie
Escitalopram nur mangelhaft wirksam
SSRI bietet keinen Vorteil bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Depression
Unter Patienten mit Herzinsuffizienz treten Depressionen zwei- bis dreimal häufiger auf als beim Rest der Bevölkerung. Da Depressionen auch mit schlechteren Prognosen nach einem Myokardinfarkt assoziiert sind, wird nach effektiven Behandlungsmethoden gesucht. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) gehören aufgrund ihrer guten Verträglichkeit zu den Arzneistoffen der ersten Wahl. Wegen des vergleichsweise geringen Wechselwirkungspotenzials erscheinen Citalopram, Escitalopram und Sertralin auf den ersten Blick aus dieser Gruppe als am besten geeignet für Herzinsuffizienz-Patienten. In einer Studie mit Sertralin, die zwischen 2003 und 2008 in den USA durchgeführt wurde, konnten nach zwölf Wochen jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen Placebo- und Verumgruppe gezeigt werden.
Basierend auf der Vermutung, dass der Therapiezeitraum zu kurz war, wurde daraufhin eine weitere Studie durchgeführt, dieses Mal mit Escitalopram. Bei 508 Herzinsuffizienz-Patienten wurden mithilfe von Fragebögen eine Depression bzw. depressive Phasen diagnostiziert. 372 dieser Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert und erhielten entweder Placebo oder Escitalopram über einen Zeitraum von durchschnittlich 18 Monaten. Ursprünglich war ein Behandlungszeitraum von 24 Monaten geplant, jedoch wurde die Studie im Jahr 2014 vorzeitig gestoppt, da Escitalopram trotz guter Compliance keine Wirksamkeit im Vergleich mit Placebo zeigte. Die Punktzahl fiel im MADRS (Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale)-Fragebogen in der Verumgruppe zwar von 20,2 auf 11,2 Punkte (von 60), unter Placebo jedoch ebenfalls von 21,4 auf 12,5 Punkte. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle war in beiden Gruppen ähnlich.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass SSRIs bei Herzinsuffizienz-Patienten nicht ausreichend wirksam sind. Daher bleibt zu untersuchen, ob sich die Pathogenese der Depression in dieser Gruppe von anderen Patienten unterscheidet und ob eine Remission mit einer besseren Prognose für die Grunderkrankung verbunden ist. |
Quelle
Angerman CE et al. JAMA 2016;315:2683–2693
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